Laun-Hirtenbrief: Dechanten distanzieren sich

Die Salzburger Dechanten, leitende Priester der Erzdiözese, haben sich von Formulierungen in einem aktuellen Hirtenbrief von Weihbischof Andreas Laun distanziert.

Bei der Frühjahrskonferenz der Dechanten, die von Dienstag bis Donnerstag in Michaelbeuern tagten, sei dezidiert festgehalten worden, dass es sich bei den Aussagen Launs „ausschließlich um die persönliche Meinung des Autors handelt“, teilte die Salzburger Erzdiözese in einer knappen Pressemitteilung am Donnerstagabend mit.

„Lüge des Teufels“

In dem auf dem Internetportal kath.net veröffentlichten Hirtenbrief - er ist an Launs untergegangenes nordafrikanisches Titularbistum Libertina gerichtet - warnt der Salzburger Weihbischof vor der „Gender-Ideologie“. Er bezeichnet diese unter anderem als Irrlehre hinter der die „Lüge des Teufels“ stehe und zieht Parallelen zu Nationalsozialismus und Kommunismus, denn auch diese, so Laun, „gründeten in gewaltigen Lügen über Gott und die Menschen“.

Weihbischof Andreas Laun

APA/Robert Jäger

Weihbischof Andreas Laun

Für Kritik sorgten in den vergangenen Tagen auch Teile des Schreibens, in denen sich der Weihbischof abwertend über homosexuell empfindende Menschen äußert. So schreibt er wörtlich davon, „dass es irgendwie gestörte Männer und Frauen gibt, die anatomisch eine kleine Missbildung haben oder eine sexuelle Anziehung zum eigenen Geschlecht verspüren“.

„Menschenrechtsverachtende Passagen“

Launs Text beinhalte „hetzerische und menschenrechtsverachtende Passagen“, kritisierte der Vorstand der Homosexuelleninitiative HOSI Salzburg in einem Offenen Brief den Weihbischof und verlangte eine Entschuldigung. „Besonders bizarr und abscheulich sind Launs Vergleiche mit den Ideologien des Nationalsozialismus“, hieß es.

Das Thema Gender wird in der katholischen Kirche zurzeit kontrovers diskutiert. Kritiker der „Gender-Ideologie“ fürchten eine staatlich und gesellschaftlich verordnete Einebnung von Geschlechterunterschieden. Sie finden Unterstützung auch bei Papst Franziskus, der sich etwa in seinem im Vorjahr veröffentlichten Lehrschreiben „Amoris laetitia“ auf Grundlage der Ergebnisse der letzten Weltbischofssynode gegen „verschiedenen Formen einer Ideologie, die gemeinhin Gender genannt wird“ ausgesprochen hat.

Furcht vor „Gender-Ideologie“

In Aussicht gestellt werde „eine Gesellschaft ohne Geschlechterdifferenz“, so der Papst, der - wie seine Vorgänger im Papstamt - die anthropologische Grundlage der Familie bedroht sieht. Verständnis zu haben für die menschliche Schwäche oder die Vielschichtigkeit des Lebens sei dabei etwas anderes, als Ideologien zu akzeptieren.

Gleichzeitig gibt es in der Kirche Theologen, die betonen, dass der vielfach gegenüber Vertretern einer „Gender-Ideologie“ geäußerte Vorwurf, diese würden die eigene Geschlechtlichkeit zu einem Gegenstand individueller Wahl erklären, der tatsächlichen Komplexität der „Gender studies“ nicht gerecht werde. „Sich zu weigern, aus biologischen Differenzen unmittelbar eine Moral des Geschlechterverhältnisses abzuleiten, bedeutet keineswegs, diese Differenzen als solche in Abrede zu stellen“, äußerte sich etwa der deutsche Moraltheologe Stephan Goertz im Rahmen der Debatte.

Laun-Bezüge auf Papst und Bibel

Der Salzburger Weihbischof Laun betont in seinem Hirtenbrief, er wolle hinsichtlich der „Gender-Ideologie“ die „warnende Stimme des Papstes, vieler Kardinäle und Bischöfe in der Weltkirche“ verstärken. „In der Bibel steht, was der Mensch ist: Gott schuf den Menschen nicht als Einzelwesen, das aus sich selbst machen kann, was es sein will, sondern als Mann und Frau“, so Laun.

Im Namen von Gender-Debatten werde ein „absurder Angriff“ auf das jüdisch-christliches Menschenbild vorgetragen. Die Gleichberechtigung von Mann und Frau sei „längst ein anerkanntes Prinzip, gerade auch für Christen“. Bei Gender gehe es jedoch „eben um viel, viel mehr“, so der Weihbischof.

Gegen Homosexuellenehe

Ausdrücklich kritisiert Laun das Gender-Mainstreaming. „Man hat Lehrstühle dafür errichtet, man zwingt Studenten und Schüler, Kurse zu machen und nur ‚gegenderte‘ Prüfungsarbeiten abzugeben, man passt Formulare an, man passt die Sprache an.“ Auch die Anerkennung einer homosexuellen Beziehung als Ehe oder wenigstens als anerkannte Partnerschaft gehöre dazu. Kindern würde in den Schulen gegen den Willen der Eltern eine „Sexualpädagogik der Vielfalt“ aufgezwungen.

religion.ORF.at/KAP

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