Russland: Katholiken gegen Verbot von Zeugen Jehovas

Der Generalsekretär der Russischen Bischofskonferenz, Igor Kovalevsky, hat am Wochenende das Verbot der Zeugen Jehovas kritisiert. Die katholische Kirche sieht für das Verbot keine Rechtfertigung.

Auch wenn die katholische Kirche die Zeugen Jehovas nicht als christlich anerkenne und auch keinen Dialog mit ihnen führe, verstehe er nicht, welche Aktivitäten der Gemeinschaft ein Verbot rechtfertigten, sagte Kovalevsky dem „Catholic News Service“. „Wir müssen theologische Fragen von rechtlichen trennen.“ Die Regierung sei mit Blick auf die Entscheidung eine Erklärung schuldig.

Alle religiösen Gemeinschaften hätten ein Recht zu existieren, sagte Kovalevsky weiter. Er äußerte zudem die Sorge, dass das Urteil auch die Angst vor neuen Einschränkungen für die katholische Kirche im Land schüren könne. Die Regierung müsse den Bürgern versichern, „dass die Gewissensfreiheit bestehen bleibt“.

Katholiken die nächsten?

Gegenwärtig sei die Situation in Russland „komplex und schwierig“, so der Sprecher der Bischöfe. Die Katholiken hätten starke Befürchtungen, dass auch auf sie „wenn schon keine Verfolgung, dann doch zumindest neue Diskriminierungen und Einschränkungen unserer Religionsfreiheit“ zukommen würden.

Für die katholische Kirche sei es nicht nachvollziehbar, welche Aktivitäten vom Staat als „extremistisch" eingestuft würden. Gelten müsse, dass alle religiösen Gruppen in Russland ein Recht darauf hätten, zu existieren und sich zu entwickeln“, sofern dies innerhalb der Gesetzesvorgaben geschehe.

Zeugen Jehovas verfolgt

Das Oberste Gericht in Russland hatte am 20. April einen Antrag des Justizministeriums gebilligt, in dem die Zeugen Jehovas als extremistische Gruppe eingestuft werden, die die öffentliche Ordnung bedrohe und Familien zerstöre. Die Zentrale der Gruppe und ihre 395 Regionalverbände würden geschlossen, ihr Besitz beschlagnahmt, hieß es. Nach Angaben von Menschenrechtlern drohen Zeugen Jehovas, die ihren Glauben weiter ausüben, künftig Strafverfolgung, Geldstrafen oder bis zu zehn Jahren Haft.

Die Zeugen Jehovas wurden in Russland 1991 und erneut 1999 registriert, sind jedoch aufgrund ihrer Zettel-Verteilaktionen und den Predigten an den Haustüren häufigen Inhaftierungen und Polizeirazzien ausgesetzt. Ihre Mitglieder wurden wiederholt angegriffen und ihr Eigentum zerstört.

religion.ORF.at/KAP

Mehr dazu:

Link: