Venezuela-Krise: Petersplatz-Proteste und Papst-Brief

Am Sonntag haben mehrere Venezolaner beim Mittagsgebet des Papstes auf dem Petersplatz im Vatikan gegen die Maduro-Regierung demonstriert. Papst Franziskus ist weiterhin von einer friedlichen Lösung überzeugt und schrieb an die Bischöfe von Venezuela.

Er sei davon überzeugt, dass eine Friedenslösung für das Land möglich sei, „wenn es den Willen gibt, Brücken zu schaffen, ernsthafte Dialoge zu führen und die getroffenen Abkommen zu erfüllen“, schrieb er in einem am Freitag unterzeichneten Brief an die venezolanischen Bischöfe, der am Sonntag auf deren Homepage veröffentlicht wurde.

Aufforderung zu friedlicher Lösung

Franziskus forderte die Bischöfe des südamerikanischen Landes dazu auf, alles Notwendige zu unternehmen, damit der schwierige Weg einer friedlichen Lösung möglich werde.

Er sei davon überzeugt, „dass eure enge Verbindung zu den Priestern das nötige Licht geben wird, um den richtigen Weg zu finden“, schrieb er. Die Kirche dürfe nicht zulassen, dass sich die Venezolaner von Misstrauen oder Verzweiflung besiegen ließen; genau diese Grundhaltungen hätten jene im Herz, die keine Zukunftsperspektive mehr sehen.

Er verfolge die Situation Venezuelas mit großer Sorge angesichts der großen Probleme und spüre eine „großen Schmerz“ über die gewalttätigen Auseinandersetzungen der jüngsten Tage, schrieb der Papst. Die Gewalt löse keine Probleme, sondern führe bloß zu noch mehr Leid und Schmerz.

Er wisse darum, dass auch die Bischöfe, Priester und Ordensleute sowie die Gläubigen die derzeitigen Probleme im Land wie etwa Nahrungs- und Medikamentenknappheit leiden würden, „und einige von euch mussten sogar persönliche Angriffe und Gewaltakte in den Kirchen erleben“, nahm Franziskus zur Kenntnis.

Ausdruck der Solidarität und Dank

„Ich möchte meine Solidarität mit jedem von euch bekunden und euch danken für die Nähe zu den Menschen, die euch anvertraut sind, besonders den Armen und Notleidenden“, so der Papst weiter.

Er würdigte dabei auch die Initiativen, mit denen die Kirche in jüngster Vergangenheit um die Schaffung von Solidarität und Großzügigkeit unter den Venezolanern bemüht gewesen sei, sowie die ständigen Aufrufe der Bischöfe zu Gewaltverzicht und Achtung der Menschenrechte.

Proteste am Petersplatz

REUTERS/Max Rossi

Eine Gruppe von Venezolanern protestierte gegen die Regierung von Nicolas Maduro

Friedliche Demonstration gegen Maduro-Regierung

Thema war die Situation in Venezuela im Vatikan auch am Sonntag beim „Regina Coeli“-Mittagsgebet des Papstes: Eine Gruppe von Venezolanern hatte sich am Petersplatz versammelt und protestierte friedlich gegen die Regierung von Nicolas Maduro.

Mit Fahnen ihres Landes und schwarzen Kreuzen, die ebenfalls eine kleine rot-blau-gelbe Fahne trugen, machten dabei auf die Toten der Proteste der vergangenen Tage aufmerksam.

Venezuela wird seit mehr als drei Jahren von einer schweren Versorgungskrise und politischen Spannungen erschüttert. Menschenrechtsorganisationen und die katholische Kirche kritisieren eine politische Verfolgung von Oppositionellen sowie die Unterdrückung demokratischer Grundwerte.

Die jüngste Protestwelle entzündete sich an dem gescheiterten Versuch der Justiz, das Parlament zu entmachten, u.a. durch die Einberufung einer verfassungsgebenden Versammlung durch Präsident Maduro. Seit Anfang April kamen mehr als 35 Menschen bei den Unruhen ums Leben.

religion.ORF.at/KAP

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