Jakartas Gouverneur zu zwei Jahren Haft verurteilt

Wegen Gotteslästerung ist der amtierende Gouverneur der indonesischen Hauptstadt Jakarta, Basuki Tjahaja Purnama, zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt worden.

Ein Gericht in Jakarta befand den christlichen Politiker am Dienstag für schuldig, sich mit abfälligen Bemerkungen über den Koran der Blasphemie schuldig gemacht zu haben. Zugleich ordnete es die sofortige Verhaftung des 50-Jährigen an. Blasphemie wird in Indonesien mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft, allerdings wurde der Paragraf unter dem langjährigen Diktator Suharto nur selten angewendet. Menschenrechtsgruppen kritisieren allerdings, dass er seit einigen Jahren zur Verfolgung von Minderheiten missbraucht werde.

Der Gouverneur der indonesischen Hauptstadt Jakarta, Basuki Tjahaja Purnama

APA/AFP/Bay Ismoyo

Der Gouverneur von Jakarta, Basuki Tjahaja Purnama

Berufung angekündigt

Mit dem Urteil ging das Gericht über den Antrag der Staatsanwaltschaft hinaus. Diese hatte ein Jahr Haft auf Bewährung gefordert. Purnama kündigte an, Berufung einzulegen. Als Gouverneur war er Mitte April bereits abgewählt worden. In der Stichwahl verlor er gegen einen muslimischen Kandidaten. Die Amtsübergabe ging aber noch nicht über die Bühne. Vermutet wird, dass ihn seine Bemerkungen über den Koran auch den Wahlsieg gekostet haben.

Massenproteste wegen Koran-Sagers

Der seit 2014 amtierende Gouverneur hatte im Wahlkampf gesagt, man solle sich nicht von jenen leiten lassen, die den Koran zitierten, um seine Wahl zu verhindern. Purnama bezog sich damit auf eine Sure, in der er es heißt: „Ihr, die ihr glaubt: Nehmt nicht die Juden und die Christen zu Freunden!“ Manchmal wird das letzte Wort auch als „Führer“ oder „Schutzherren“ übersetzt.

Daraufhin gingen aus Protest bis zu eine halbe Million Menschen gegen ihn auf die Straße. Hardliner legen Purnamas Aussage als Blasphemie aus. Purnamas Entschuldigung für die Bemerkung über den Koran reicht ihnen nicht aus.

Erster nicht muslimischer Gouverneur

Purnama wurde inzwischen abgewählt. Bei der Stichwahl um das Gouverneursamt setzte sich im April sein muslimischer Herausforderer, der ehemalige Bildungsminister Anies Baswedan, durch. Ursprünglich hatte Purnama gute Chancen auf eine Wiederwahl gehabt, durch den monatelangen Prozess waren seine Beliebtheitswerte jedoch eingebrochen. Purnama war Jakartas erster nicht muslimischer Gouverneur seit einem halben Jahrhundert und zudem der erste ethnische Chinese.

Mit mehr als 200 Millionen Muslimen ist Indonesien das bevölkerungsreichste islamische Land der Welt. Christen gehören mit etwa 20 Millionen zu den Minderheiten. Mehr als 90 Prozent der Einwohner bekennen sich zum islamischen Glauben, die meisten legen ihn allerdings moderat aus. Eigentlich ist Indonesien für eine vergleichsweise tolerante Lesart des Islam bekannt. In letzter Zeit machen aber auch dort radikale Prediger zunehmend Front gegen Christen.

religion.ORF.at/APA/dpa/AFP

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