97-jähriger „Untergrundbischof“ in China gestorben

Der chinesische Erzbischof und „Untergrundbischof“ Anicetus Andrew Wang Chongyi (97) ist tot. Die Katholiken in China sind gespalten in eine regimenahe offizielle Kirche, mit der der Vatikan um eine Anerkennung verhandelt und eine papsttreue Untergrundkirche.

Der emeritierte Erzbischof von Guiyang in der südlichen Provinz Guizhou starb bereits am 20. April, wie der Vatikan am Montag mitteilte. Die Beisetzung erfolgte am 22. April in der Kathedrale von Guiyang. Mit 97 Jahren war Anicetus Wang einer der ältesten Bischöfe in Festlandchina.

Neun Jahre Zwangsarbeit

Der Sohn einer katholischen Familie trat mit 13 Jahren ins Priesterseminar von Guiyang ein. Am 24. Oktober 1949 wurde er zum Priester geweiht. Während der Kulturrevolution wurde er festgenommen und musste neun Jahre lang Zwangsarbeit leisten. 1979 kehrte er in seine Pfarre Zunyi zurück.

1987 wurde Wang von der regimenahen Katholisch-Patriotischen Vereinigung (KPV) zum Erzbischof von Guiyang ernannt und am 4. Dezember 1988 geweiht. Der Vatikan gewährte dem Erzbischof die Anerkennung. Im September 2014 reichte er sein Rücktrittsgesuch ein, das Papst Franziskus am 4. März 2015 annahm. Die Führung der Erzdiözese übernahm in der Folge sein Koadjutor Paul Xiao Zejiang.

Etwa 100.000 Gläubige

In der Erzdiözese Guiyang gibt es laut Vatikan-Angaben derzeit 23 Priester und mehr als 40 Ordensschwestern. Die Zahl der Katholiken wird mit etwa 100.000 Gläubigen angegeben, darunter auch viele Mitglieder ethnischer Minderheiten.

Der Vatikan und China unterhalten keine vollen diplomatischen Beziehungen. Das Verhältnis ist schwierig, weil die Regierung in Peking dem Papst die freie Ernennung von Bischöfen verweigert und die Kirche unter strenger staatlicher Aufsicht steht.

Die Katholiken in China sind gespalten in die regimenahe Katholisch-Patriotische Vereinigung (KPV) - die offizielle Kirche, mit der der Vatikan um eine Anerkennung verhandelt - und eine papsttreue Untergrundkirche. Etliche Bischöfe der staatstreuen Kirche, darunter Anicetus Wang, wurden im Nachhinein vom Vatikan anerkannt.

religion.ORF.at/KAP