Evangelischer Kirchentag in Deutschland

Berlin ist ab Mittwoch Gastgeber des 36. Deutschen Evangelischen Kirchentags, der in diesem Jahr ganz im Zeichen des Reformationsjubiläums steht.

Mit einem Gottesdienst am Brandenburger Tor und einem Abend der Begegnung beginnt am Mittwochabend in Berlin der Evangelische Kirchentag. Beim Eröffnungsgottesdienst soll auch der Opfer des Anschlags von Manchester gedacht werden. Außerdem wurden die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Zu dem fünftägigen Glaubenstreffen unter dem Motto „Du siehst mich“ erwarten die Veranstalter 140.000 Dauerteilnehmer sowie zusätzlich Zehntausende Tagesbesucher - insgesamt rund 200.000 Besucher.

Reformationsjubiläum im Zentrum

Zur Eröffnung am Abend (18.00 Uhr) gibt es parallel drei Gottesdienste: vor dem Reichstag, dem Brandenburger Tor und auf dem Gendarmenmarkt. Rund 2.500 Veranstaltungen stehen auf dem Programm, darunter Gottesdienste, Bibelarbeiten, Diskussionsrunden mit Politikern, Vorträge, Konzerte und Ausstellungen.

Zum Abschluss fahren am Wochenende viele Gläubige rund 100 Kilometer weiter nach Wittenberg, um dort am Sonntag einen großen Gottesdienst unter freiem Himmel zu feiern. Der Überlieferung nach veröffentlichte Martin Luther (1483-1546) in der Stadt am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel. Dies war der Ausgangspunkt der Reformation, die schließlich in eine Spaltung der Kirche mündete.

Menschenmassen am evangelischen Kirchentag in Dresden 2011. Auf einer Brücke hängt ein großes Transparent mit der Aufschrift: "Vergib uns unsere Schuld".

APA/dpa/Hendrik Schmidt

Der Evangelische Kirchentag zog 2011 Tausende Menschen nach Dresden

Obama und Merkel diskutieren

Ein weiterer Höhepunkt steht bereits am Donnerstag vor dem Brandenburger Tor in der Hauptstadt an: Ex-US-Präsident Barack Obama diskutiert mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) über das Thema „Engagiert Demokratie gestalten“. 80.000 Zuschauer können die Debatte, die live im Fernsehen übertragen wird, vor Ort mitverfolgen. Direkt im Anschluss trifft Merkel beim Nato-Gipfel in Brüssel Obamas Nachfolger Donald Trump.

Angesichts der Terrorgefahr sind die Sicherheitsvorkehrungen des Kirchentags schärfer als früher: Bei viel beachteten Veranstaltungen wie dem Auftritt Obamas gibt es erstmals in größerem Stil Taschenkontrollen. Zudem fährt die Polizei mobile Barrieren auf, damit Fahrzeuge nicht in die Menge rasen können. Die Veranstalter riefen Besucher auf, Rucksäcke und Taschen zu Hause zu lassen.

Die Kosten belaufen sich nach Angaben der Veranstalter auf rund 23 Millionen Euro. Damit ist das Treffen in Berlin und Wittenberg der bisher teuerste Kirchentag. Die Hälfte des Budgets finanziert der Staat.

Gegründet 1949

Den Evangelischen Kirchentag gibt es in der Regel alle zwei Jahre in einer anderen Stadt mit 100.000 oder mehr protestantischen Christen. Organisiert wird die Großveranstaltung, die vor allem als Forum für kirchliche Laien dient, von einem kirchennahen, jedoch selbstständigen Verein mit Sitz im hessischen Fulda.

Gegründet wurde der Kirchentag 1949 in Hannover vom Juristen Reinold von Thadden-Trieglaff. Bis zum Bau der Mauer 1961 hatten die Protestantentreffen eine wichtige Funktion als gesamtdeutsche Klammer. Danach entstand neben dem Deutschen Evangelischen Kirchentag der Evangelische Kirchentag in der DDR. 1991 vereinigten sich die Kirchentagsbewegungen wieder.

Pendant zum Kirchentag auf katholischer Seite ist der Katholikentag. Er findet im Wechsel mit dem Kirchentag alle zwei Jahre statt. 2003 (Berlin) und 2010 (München) gab es auch ökumenische Kirchentage, der nächste ist 2021 in Frankfurt/Main geplant.

religion.ORF.at/dpa

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