Ansturm auf Nikolaus-Reliquie in Moskau reißt nicht ab

Die von der katholischen Kirche vor gut drei Wochen ausgeliehenen Reliquien des heiligen Nikolaus haben in Russland einen Massenansturm ausgelöst. Mehr als 600.000 Menschen suchten die Gebeine des Heiligen in Moskaus Christ-Erlöser-Kathedrale auf. Und es werden mehr.

Kamen anfangs rund 20.000 Pilger pro Tag, waren es allein am 7. Juni etwa 48.000, der bisherige Rekord. „Die Warteschlange ist im Durchschnitt drei Kilometer lang“, sagte jüngst Patriarchatssprecher Alexander Wolkow.

Die Nikolaus-Reliquie war auf Bitten des russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. und von Papst Franziskus von Italien nach Russland gebracht worden. „Dieses freudige Ereignis ist ein weiteres konkretes Ergebnis unseres Treffens mit Papst Franziskus auf Kuba“, sagte Kyrill I. Ende Mai bei einer Begegnung mit der vom Erzbischof von Bari, Francesco Cacucci, geleiteten katholischen Delegation. Die Leihgabe der Nikolaus-Reliquien aus Bari bezeichnete Kyrill I. als „leuchtendes Beispiel für unser gemeinsames Zeugnis des christlichen Glaubens“.

Menschen stehen Schlange, um in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau die Nikolaus-Reliquie zu küssen.

APA/AFP/Natalia Kolesnikova

Gläubige stehen Schlange, um die Reliquien zu sehen und zu küssen

Auch Putin ein Pilger

Bei ihrer bisher einzigen Begegnung im Februar 2016 in der kubanischen Hauptstadt Havanna hatten Kyrill I. und Franziskus zur Wiederherstellung der Einheit aller Christen aufgerufen.

Bis 12. Juli können die Reliquien in Moskau verehrt werden; anschließend werden sie bis 28. Juli in Sankt Petersburg ausgestellt. Laut einer Umfrage wollen 72 Prozent der Russen die Nikolaus-Reliquien aufsuchen. Auch Staatspräsident Wladimir Putin war schon da.

Verhältnis „normalisiert“

Der Vorsitzende der katholischen Russischen Bischofskonferenz, Bischof Clemens Pickel, erwartet, dass sich nun die Beziehungen zur russisch-orthodoxen Kirche weiter verbessern. „Die Reliquien-Leihgabe ist ja als Zeichen in dieser Richtung gedacht, nicht nur auf Zukunft hin“, sagte er der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA. „Sie ist auch ein Beweis dafür, dass sich das Verhältnis zwischen unseren beiden Kirchen normalisiert.“

Bischof Pickel erinnerte daran, dass es in der Havanna-Erklärung von Franziskus und Kyrill I. vom Februar 2016 heißt: „Wir sind Brüder.“ Die Reliquienverehrung spiele in der orthodoxen Kirche eine sehr große Rolle, so der Bischofskonferenz-Vorsitzende. „Der heilige Nikolaus ist einer der meistverehrten Heiligen in Russland.“ Er selbst werde die Reliquien nicht in Moskau aufsuchen, ebensowenig wie vermutlich auch die anderen drei katholischen Bischöfe Russlands.

religion.ORF.at/KAP

Mehr dazu: