Merkel trifft Papst und Botschafter der G20-Staaten

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel trifft erneut mit Papst Franziskus zusammen. Im Vorfeld des Anfang Juli in Hamburg anstehenden Treffens der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) reist Merkel am Freitag nach Rom.

Dort wird sie am Samstagvormittag von Papst Franziskus in Audienz empfangen. Anschließend führt die Kanzlerin politische Gespräche mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin. Zu Mittag ist in Rom eine Begegnung mit den beim Heiligen Stuhl akkreditierten Botschaftern der G20-Staaten geplant.

Merkel beim Papst

Osservatore Romano Handout via Reuters

Papst Franziskus begrüßt Angela Merkel im Mai 2016

Vierte Audienz beim Papst

Die Papstaudienz für die deutsche Bundeskanzlerin ist bereits die vierte. Zuletzt waren die beiden aus Anlass der Karlspreisverleihung im Mai 2016 im Vatikan zusammengetroffen. Ferner gab es noch zwei kurze Begegnungen: bei der Amtseinführung von Franziskus im März 2013 sowie vor knapp drei Monaten beim EU-Jubiläumsgipfel in Rom.

Die Positionen des Papstes und der Bundeskanzlerin in Bezug auf den Klimaschutz und die Flüchtlingspolitik liegen nahe beieinander. In Berlin vermuten politische Beobachter, dass Franziskus der Kanzlerin eine Botschaft für den G20-Gipfel mitgeben könnte, um ihre nach dem Ausscheren der USA aus dem Pariser Klimavertrag schwächer gewordene internationale Position zu stärken.

Gemeinsame Anliegen

Der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin dürfte inzwischen der einzige Regierungschef sein, mit dem sich Franziskus öfter über die Weltlage ausgetauscht hat als mit der Kanzlerin, heißt es in Berlin.

Merkel scheint die Nähe zu suchen; dem deutschen Vorgängerpapst Benedikt XVI. stattete sie nur ein einziges Mal 2006 in dessen Sommerresidenz Castel Gandolfo einen Besuch ab und traf ihn ansonsten nur zwei Mal während seiner Besuche im Heimatland quasi pflichtgemäß.

Dass die Chemie zwischen Merkel und dem Papst offenbar stimmt, liegt nicht nur daran, dass beide in ihrem früheren Leben im Labor gearbeitet haben. Franziskus dürfte Merkel im Blick auf seine eigenen global-politischen Anliegen vielfach als Verbündete sehen.

Merkel wiederum spricht gerne davon, dass sie das Christentum als eine Säule für die humanitäre Ausrichtung des Kontinents hoch hält und begrüßte in diesem Zusammenhang „klare Botschaften“ des Papstes, die dazu mahnten, „Neues zu schaffen“. Die katholische Kirche spiele eine „zentrale Rolle“ für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, sagte die Protestantin 2013 nach ihrer ersten Audienz bei Franziskus.

Kleine Verstimmung

Nur einmal war die Rede von einer kleinen Verstimmung zwischen Papst und Kanzlerin. Diese habe sich bei Franziskus am Telefon beschwert, nachdem das Kirchenoberhaupt in seiner Rede vor dem Straßburger EU-Parlament 2014 den Alten Kontinent als „unfruchtbare Großmutter“ getadelt hatte, behauptete zumindest eine italienische Zeitung.

Vatikan und Bundesregierung dementierten schnell, ein solches Telefonat habe nie stattgefunden. Offenbar blieb die Liaison ungetrübt.

Deutschland-Zeit des Papstes

Für die Deutschland-Connection des Papstes, der in den 1980er Jahren einige Zeit in Frankfurt für eine nie vollendete Doktorarbeit recherchierte und etwas Deutsch kann, sprechen auch kulturelle Präferenzen. Zum Antrittsbesuch brachte ihm Merkel eine antiquarische Hölderlin-Gesamtausgabe und das Furtwängler-Oeuvre in 107 CDs mit. Später folgte eine Bach-Edition. Auch eine Einladung in die Heimat der von Franziskus geschätzten Künstler sprach sie schon aus. Im Kalender des Kirchenoberhaupts ist eine Deutschland-Reise bisher aber noch nicht vorgesehen.

religion.ORF.at/KAP

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