Islam-Theologe Khorchide nimmt Aslan in Schutz

Der österreichische Islam-Theologe Mouhanad Khorchide nimmt seinen Kollegen Ednan Aslan gegen die Kritik an der umstrittenen Kindergartenstudie in Schutz.

Statt die Wissenschaftlichkeit der Studie infrage zu stellen, sollte man lieber über Verbesserungsbedarf in islamischen Kindergärten reden, sagte Khorchide in einer Stellungnahme gegenüber der APA. Die vom Integrationsministerium in Auftrag gegebene Studie vom Institut für Islamische Studien der Universität Wien steht unter dem Verdacht, manipuliert worden zu sein. Der „Falter“ veröffentlichte am Dienstag ein Dokument, das nahelegt, dass die Studie von Beamten des Außen- und Integrationsministeriums nachträglich verändert wurde. Die Uni Wien will die Studie nun prüfen.

„Debatte wird personifiziert“

„Seit Monaten wird über die Studie von Professor Ednan Aslan zu den islamischen Kindergärten debattiert. Die Studie weist zum Teil auf alarmierende Zustände an manchen Kindergärten hin. Statt sich mit den eigentlichen Fragen nach der Qualität dieser Kindergärten und deren Bildungsauftrag auseinanderzusetzen, wird die Debatte seitens derer, denen die Ergebnisse der Studie zu negativ erscheinen, personifiziert“, so Khorchide.

Mouhanad Khorchide

Frank Rothe

Der Islam-Theologe Khorchide fordert, „sich mit den eigentlichen Fragen nach der Qualität dieser Kindergärten ... auseinanderzusetzen“

Es gehe vordergründig um die Person des Wissenschaftlers Aslan. Dabei werde „mit aller Wucht versucht, die Wissenschaftlichkeit der Studie und die Loyalität des Wissenschaftlers zu seiner Glaubensgemeinschaft infrage zu stellen“, so Khorchide, der 1989 aus Palästina nach Österreich kam, hier studierte und inzwischen das Zentrum der Westfälischen Wilhelms-Universität im deutschen Münster leitet.

Khorchide mit ähnlichen Erfahrungen

Ähnliches sei ihm selbst vor acht Jahren widerfahren. Khorchides Dissertation „Der Islamische Religionsunterricht zwischen Integration und Parallelgesellschaft“ am Islamischen Religionspädagogischen Institut der Uni Wien sorgte damals für großes mediales Aufsehen und zog viel Kritik auf sich. Für seine Studie befragte der Islam-Theologe muslimische Religionslehrer an österreichischen Schulen zu ihren Einstellungen.

Eines der ernüchternden Ergebnisse: Jeder Fünfte lehnte in der Umfrage Demokratie als unvereinbar mit dem Islam ab. „Man diskutierte damals über alles, aber kaum über das Eigentliche, über die Qualität des islamischen Religionsunterrichts in Österreich“, erinnert sich Khorchide.

Mit Verdrängen Muslimen „keineswegs geholfen“

„Gerade uns Muslimen und der Frage des konstruktiven Zusammenlebens in einer pluralen Gesellschaft ist keineswegs geholfen, wenn wir Probleme und Herausforderungen verdrängen.“ Das gelte auch für die aktuelle Debatte. „Dass es Mängel gibt und Verbesserungsbedarf an islamischen Kindergärten, das wissen auch die Verantwortlichen in der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich.“

Darüber sollte laut Khorchide diskutiert werden, ebenso wie über die Frage: „Was muss sich in Zukunft verändern, um muslimischen Kindern einen Zugang zu hoch qualifizierten Kindergärten zu ermöglichen? Davon hängt ja deren Zukunft ab.“ Das müsse auch im Interesse der Eltern sein.

Probleme nicht relativieren

„Zu versuchen, Probleme zu relativieren, indem man die Wissenschaftlichkeit der einen oder anderen Studie angreift, ist nur ein Verdrängungsmechanismus und Ausdruck einer ablehnenden Haltung, sich offen und mutig den Problemen zu stellen“, so der Islam-Theologe.

Die Kritik an der Kindergartenstudie kann Khorchide deshalb nicht nachvollziehen. Auch wenn es sich um eine Auftragsstudie handelt, sei es üblich und legitim, die Ergebnisse mit dem Auftraggeber vor Veröffentlichung zu besprechen. „Letztendlich verantwortet der jeweilige Wissenschaftler die Inhalte seiner Studie. Daher sollten wir über diese Inhalte reden, denn das ist das Eigentliche, worum es gehen soll.“

religion.ORF.at/APA

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