IGGÖ: Muslime nicht Spielball der Politik

Für die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) ist die mutmaßliche Manipulation einer Studie über islamische Kindergärten in Wien keine Überraschung. Sie sieht die Gefahr, dass Muslime zum Spielball der Politik werden.

Die IGGÖ habe bereits früher darauf aufmerksam gemacht, dass es sich bei der „sogenannten Kindergartenstudie vor allem um eine bestellte Studie handelt, die in der Art, wie sie durch das Auftrag gebende Integrationsministerium lanciert wurde, gewissen politischen Interessen nutzbar gemacht werden sollte“, schrieb die Frauenreferentin der IGGÖ, Carla Amina Baghajati, am Mittwoch in einer Aussendung.

Kritik an Ministerium und Studienautor

Sehr vielsagend seien die Beispiele an Umformulierungen, die die Wochenzeitung „Falter“ nennt. „Was Ministeriumsbeamte da geschrieben haben, deckt sich nämlich genau mit jenen Phrasen, die in den von hier aus vorangetriebenen Islamdebatten eifrig verwendet werden, um einen gewissen ‚Spin‘ zu erreichen“, zeigt sich die IGGÖ empört.

IGGÖ-Frauenbeauftragte Carla Amina Baghajati und BM Sebastian Kurz im Rahmen einer Klubenquete der ÖVP

APA/Georg Hochmuth

Carla Amina Baghajati, Frauenreferentin der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich und ÖVP-Chef und Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP)

Kritik übt die Muslimevertretung auch an Studienautor Ednan Aslan. Es sei erschreckend, wenn sich der Wissenschaftler, der namentlich dafür einstehe, für derartige politische Manöver hergebe. Noch bedenklicher sei, wie ein Ministerium, das für Integration verantwortlich zeichne, wider besseres Wissen um den wahren Sachverhalt die Rufschädigung einer ganzen Bevölkerungsgruppe anzettele.

„Was soll erreicht werden?“

„Hier wird nicht Integration betrieben, sondern werden bestehende Ressentiments in Feindbilder umgewandelt. Was soll damit erreicht werden?“, fragt die IGGÖ. Aber auch das scheine ziemlich durchsichtig, wenn man die Aktion in einen größeren Kontext des „drastischen Schwenks“ im Umgang mit dem Islamthema stelle, konstatiert sie.

Musliminnen und Muslime dürften nicht zum Spielball politischer Interessen gemacht werden und hätten ein Recht darauf, dass eine möglichst rasche und umfassende Aufklärung der Vorgänge rund um die umstrittene Studie erfolgt. „Wir vertrauen darauf, dass auch die Bevölkerung erkennt, dass eine Politik der Angstmache nicht nur unfair ist, sondern letztlich dem gesamtgesellschaftlichen Klima des guten Zusammenlebens schadet.“

Wissenschaft nicht politisch missbrauchen

Die prompte Reaktion der Universität Wien, ein Prüfungsverfahren einzuleiten, wird von der IGGÖ begrüßt. Seriöse Wissenschaft müsse sich nicht nur an Kriterien des neutralen Forschens halten. In Frage stehe hier auch die Autonomie der Wissenschaft, die nicht durch politische Interessen korrumpiert werden dürfe.

Die IGGÖ hält weiters fest, „dass die frühkindliche Bildung eine ernsthafte Beschäftigung verlangt. Von der IGGÖ werden keine Kindergärten betrieben, noch beaufsichtigt.“ Als religiöse Vertretung der Muslime ist die IGGÖ nach eigenen Angaben in die Entwicklung eines für alle Wiener Kindergärten verbindlichen Kriterienkatalogs eingebunden.

Es werde auch an einem Leitfaden für konfessionelle Kindergärten der verschiedenen Religionsgemeinschaften gearbeitet, der pädagogische Standards allgemein definieren solle.

religion.ORF.at

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