US-Jesuit prangert Verfolgung Homosexueller an

Angesichts der Debatte über die „Ehe für alle“ hat der US-amerikanische Jesuit und Buchautor James Martin Verfolgungen von Homosexuellen weltweit angeprangert.

„Bevor wir überhaupt über Dinge wie die gleichgeschlechtliche Ehe sprechen können, müssen wir über Brüder und Schwestern sprechen, die verfolgt werden, einfach nur weil sie schwul oder lesbisch sind“, sagte der langjährige Seelsorger für Homosexuelle am Montag im Interview mit dem deutschen Medienhaus-Portal katholisch.de. In vielen Ländern, etwa in Subsahara-Afrika, könnten Schwule eingesperrt oder als Aktivisten sogar hingerichtet werden.

Kritik an katholischer Kirche

Martin kritisierte vor diesem Hintergrund die katholische Kirche und fragte: „Und wo ist die katholische Kirche in diesen Situationen? Wo ist der kirchliche Einsatz für die Menschenwürde einer homosexuellen Person, die geschlagen, eingesperrt oder hingerichtet wird?“ Jugendliche, die schwul, lesbisch, bisexuell oder Transgender (LGBT) seien, seien stärker als andere gefährdet, sich selbst zu töten. „Wo ist unser Einsatz in dieser Frage des Lebensschutzes?“

Martin hat ein Buch mit dem Titel „Building a Bridge“ geschrieben. Er hoffe, dass die Idee des Brückenbauens in dem Buch eine Debatte in der Kirche anregen werde. „Im Wesentlichen hat ja Papst Franziskus selbst diese Diskussion losgetreten mit seiner berühmten Antwort auf die Frage nach Homosexuellen: ‚Wer bin ich, sie zu verurteilen?‘.“

LGBT-Katholiken „unglaublich verletzt“

Aus Sicht des Jesuiten dürfte es für LGBT-Personen schwieriger sein, auf die Kirche zuzugehen, als umgekehrt. „Ich unterstelle einmal, dass viele Verantwortliche in der Kirche - Bischöfe, Priester, verantwortliche Laien und andere - ein Interesse haben, mitfühlender mit Homo- und Transsexuellen umzugehen“, sagte Martin im Interview.

„Andererseits fühlen sich LGBT-Katholiken aber unglaublich verletzt von der Kirche, besonders vom Klerus. Ich habe wirklich unzählige Geschichten darüber gehört.“ In der Frohen Botschaft werde deutlich, „dass Jesus sich dauernd Menschen zuwendet, die sich an den Rand gedrängt fühlen, so wie Homo- und Transsexuelle heute in der Kirche“.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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