Münchner Kardinal für Klage gegen „Ehe für alle“

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx hat der bayerischen Staatsregierung eine Verfassungsklage gegen die „Ehe für alle“ in Deutschland nahegelegt.

Er würde eine Klage Bayerns gegen das jüngst vom deutschen Bundestag beschlossene Gesetz „sehr begrüßen“, sagte der Erzbischof von München und Freising im Gespräch mit der „Augsburger Allgemeinen“ (Freitag-Ausgabe).

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx

APA/AFP/Thomas Kienzle

Der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx

Er wüsste gerne, wie das Bundesverfassungsgericht zur Ausweitung der Ehe für Homosexuelle stehe, sagte Marx. „Wie eine richterliche Prüfung des Gesetzes ausgehen könnte, weiß ich nicht. Für den Rechtsfrieden in Deutschland wäre ein Urteil gut“, so Marx. Die neue Regelung definiere Ehe anders als das Grundgesetz, führte der Erzbischof weiter aus.

Kein „Dammbruch“

Marx sieht in der „Ehe für alle“ indes keinen „Dammbruch“. Diesen Begriff hatten Kritiker benutzt, um ihre Befürchtung auszudrücken, dass es künftig etwa auch Ehen zu dritt oder unter Geschwistern geben könne. „Bei dem jetzigen Gesetz geht es um die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare und nicht für Verwandte oder drei, vier Personen“, sagte Marx.

Bei Homosexuellen-Rechten nicht „Vorreiter“

Zugleich räumte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Versäumnisse der römisch-katholischen Kirche im Umgang mit Homosexuellen ein: Sie sei bei den Rechten von Homosexuellen nicht „unbedingt Vorreiter“, sagte er.

Auch er persönlich habe „nichts dagegen getan, dass Homosexuelle strafrechtlich verfolgt wurden“, sagte Marx. Der entsprechende Paragraf sei erst 1994 gestrichen worden. „Wir haben uns als Kirche eigentlich damit nicht befasst.“ Das bedauere er.

In dem langen Interview sprach der Kardinal auch über das Ableben des ehemaligen Kölner Erzbischofs Kardinal Joachim Meisners, die Abberufung des Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, sowie die politische Lage in Deutschland. Viel Raum räumte er auch dem Umgang mit Flüchtlingen sowie deren Integration ein: „Was sollen wir den Kindern mit Migrationshintergrund, die zu uns gekommen sind, sagen? Schade, dass ihr hier seid?“

religion.ORF.at/APA/AFP/KAP/KNA

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