Prozess gegen frühere Leiter der päpstlichen Klinik

Zwei ehemalige Leiter der päpstlichen Kinderklinik Bambino Gesu müssen sich seit Dienstag vor Gericht im Vatikan wegen des Vorwurfs der Veruntreuung von Stiftungsgeld verantworten. Sie sollen Geld für die Luxuswohnung eines Kardinals abgezweigt haben.

Fast eine halbe Million Euro sollen für die Renovierung des Luxusappartements des langjährigen Kardinalstaatssekretärs Tarcisio Bertone veruntreut worden sein.

Bertone, der unter Papst Benedikt XVI. bis 2013 der zweite Mann in dem Kirchenstaat war, bestreitet, dass er von der Bezahlung etwas wusste. Nachdem der Fall 2015 ans Licht kam, spendete er 150.000 Euro an das Krankenhaus.

Tarcisio Bertone

Reuters/Max Rossi

Tarcisio Bertone verwahrte sich gegen den Vorwurf, er habe vom Geld gewusst

Die Verteidiger des ehemaligen Krankenhaus-Präsidenten, Giuseppe Profiti, und des ehemaligen Finanzchefs Massimo Spina brachten zu Beginn einen Antrag ein, wonach der Vatikan nicht über den Fall Recht sprechen darf, sondern Italien oder England, wo die Krankenhausstiftung beziehungsweise die Baufirma, die die Renovierung durchgeführt hat, ihren Sitz hat. Das Gericht lehnte den Antrag ab und setzte die nächste Anhörung für den 7. September an.

Zehn Jahren Haft drohen

Veruntreuung von Stiftungsmitteln kann unter vatikanischem Recht mit einer Haftstrafe von bis zu zehn Jahren geahndet werden. Nach früheren Angaben sollte das Geld benutzt werden, um die Wohnung für institutionelle Zwecke herzurichten, um bei Events Stiftungsgelder anzuwerben. Papst Franziskus versucht seit seinem Amtsantritt, das oft undurchsichtige Finanzgebaren des Kirchenstaates transparenter zu machen.

Das Krankenhaus Bambino Gesu ist die bekannteste Kinderklinik in Italien und hatte zuletzt angeboten, das todkranke Baby Charlie Gard aus Großbritannien aufzunehmen.

religion.ORF.at/dpa

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