Baghajati: Verhüllungsverbot „kontraproduktiv“

Das Verhüllungsverbot in Österreich stößt bei einigen auf völliges Unverständnis. Das Verbot sei „kontraproduktiv“, sagte Carla Amina Baghajati, die Frauenbeauftragte der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ).

„Wir haben zwar keine Sympathie für den Gesichtsschleier, aber wir sind trotzdem entschieden gegen ein Verbot“, sagte Baghajati der Deutschen Presse-Agentur. Das Verbot, das am Sonntag in Kraft tritt, sei kontraproduktiv, gerade auch bei Fragen der Integration.

Carla Amina Baghajati

Kathbild/Franz Josef Rupprecht

Carla Amina Baghajati

„Jetzt-Erst-Recht-Stimmung“ Folge

„Es könnte unter Moslems eine Jetzt-Erst-Recht-Stimmung entstehen“, meinte Baghajati. In Österreich ist ab 1. Oktober das Verhüllen des Gesichts verboten. Darunter fallen Burka und Nikab, aber im Prinzip auch Atemschutzmasken. Das Gesetz wurde unter anderem mit Sicherheitsaspekten und dem Schutz der Frauen vor Unterdrückung begründet. Wer den Schleier nicht ablegt, riskiert 150 Euro Strafe.

Nur ein paar Dutzend Frauen betroffen

In Österreich gibt es nach Einschätzung von Baghajati nur ein paar Dutzend einheimische Frauen, die vollverschleiert auf die Straße gehen. Das Gesetz wird eher entsprechend gekleidete Touristinnen aus dem arabischen Raum treffen. Wien als Zielort vieler arabischer Gäste informiert laut Tourismusdirektor Norbert Kettner auf seiner Website die Anreisenden. Am Image Wiens als multikultureller und multiethnischer Stadt werde das Verbot nichts ändern.

Baghajati: „Reine Symbolpolitik“

Für Baghajati ist der Schritt reine Symbolpolitik und ein Bruch mit der bisherigen politischen Tradition eines interkulturellen Dialogs in Österreich. „Österreich war ein Vorbild im Umgang mit dem Islam.“ Richtig sei, dass das Tragen von Nikab und Burka „radikal infrage gestellt gehört.“

Allerdings werde keine vollverschleierte Frau, die sie kenne, von ihrem Mann zum Tragen des Kleidungsstücks gezwungen. „Sie fühlen sich wohl damit.“ Außerdem handle es sich bei vielen um Österreicherinnen, die vom Christentum zum Islam konvertiert seien. Da stelle sich die Frage der Integration nicht.

religion.ORF.at/dpa

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