Kanada erlässt Haftbefehl gegen Vatikan-Diplomaten

Die kanadische Justiz hat Haftbefehl gegen einen Vatikandiplomaten wegen Verbreitung von Kinderpornografie erlassen. Laut den kanadischen Ermittlern ereignete sich die Straftat zwischen dem 24. und 27. Dezember vergangenen Jahres.

Dem Geistlichen, einem ranghohen Mitarbeiter der Botschaft des Heiligen Stuhls in Washington, wird vorgeworfen, in Windsor im kanadischen Bundesstaat Ontario kinderpornographisches Material über einen kirchlichen Rechner heruntergeladen und weiterverbreitet zu haben.

Kein Festnahmeansuchen gestellt

Wie der italienische Online-Dienst „Vatican Insider“ Freitagabend berichtete, hieß es aus dem Vatikan, der Haftbefehl für Kanada sei bekannt, die dortige Justiz habe aber kein Festnahmeersuchen an die Vatikanbehörden gestellt. Der Beschuldigte hält sich derzeit im Vatikanstaat auf.

Die Polizeimitteilung nannte im Unterschied zum Vatikan den vollen Namen des Diplomaten, eines 50-jährigen Italieners. Die kanadische Diözese London bestätigte Medienberichten zufolge den Verdacht, dass eine kirchliche Rechneradresse für einen Verstoß gegen Kinderschutzbestimmungen benutzt worden sei.

Strafrechtliche Ermittlungen aufgenommen

Der Vatikan hatte am 15. September mitgeteilt, man habe nach einem Hinweis des US-Außenministeriums strafrechtliche Ermittlungen gegen einen diplomatischen Mitarbeiter aufgenommen. Der Beschuldigte wohnt nach Medieninformationen inzwischen am Sitz des Vatikangerichts, ist aber nicht inhaftiert. Das vatikanische Strafrecht sieht für die Verbreitung von Kinderpornografie zwischen einem und fünf Jahren Haft und eine Geldstrafe von bis zu 50.000 Euro vor.

Der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz, Kardinal Daniel DiNardo von Galveston-Houston, hatte nach Bekanntwerden der Vorwürfe Transparenz und die Zusammenarbeit mit staatlichen Ermittlern gefordert. In Richtung des Vatikan äußerte er den Wunsch nach mehr Informationen.

Kommende Woche findet in Rom auf Initiative des päpstlichen Kinderschutz-Zentrums an der Universität Gregoriana ein internationaler Kongress über Kinderschutz im Internet statt. Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hält am Dienstag ein Grundsatzreferat zum Thema „Der Heilige Stuhl und seine Verpflichtung zum Kampf gegen sexuellen Missbrauch im Internet“.

religion.ORF.at/KAP

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