Wie Staaten es mit der Religion halten

Weltweit bevorzugen über 80 Länder eine bestimmte Religion: Das ist das Ergebnis einer am Dienstag veröffentlichten Studie des Pew Research Center. Die Religion, die am häufigsten Staatsreligion eines Landes ist, ist der Islam.

Das US-Umfrage- und Forschungsinstitut analysierte für die Erhebung Daten aus 199 Ländern und Gebieten. Dabei unterteilten die Autoren der Studie die untersuchten Länder in vier Kategorien: Staaten mit einer offiziellen Staatsreligion, Staaten, die eine Religion bevorzugen, Staaten ohne offizielle und ohne bevorzugte Religion und Staaten, die Religionen „feindlich“ gegenüberstehen.

22 Prozent der Länder mit Staatsreligion

Am stärksten ist die dritte Gruppe, also jene der Länder, die keine bestimmte Religion bevorzugt behandeln, mit 53 Prozent. 22 Prozent der Länder gehören in die erste Kategorie mit einer Staatsreligion. Die drittstärkste Gruppe ist mit 20 Prozent die der Staaten, die eine Religion bevorzugen, die vierte Gruppe ist die der Länder, die Religionen ablehnen (zehn Prozent).

Grafik über Religionen weltweit

Pew Research Center

Der Islam taucht am häufigsten als staatliche Religion auf: 27 Länder, die meisten davon im Nahen Osten und Nordafrika, sind offiziell islamisch. In nur 13 Ländern, darunter neun in Europa, wird das Christentum oder ein bestimmtes christliches Bekenntnis als staatliche Religion bezeichnet.

Christen am häufigsten „bevorzugte“ Religion

Allerdings bevorzugten 40 weitere Regierungen inoffiziell eine bestimmte Religion, so die Studie. In den meisten dieser Fälle ist die favorisierte Glaubensrichtung eine christliche. Tatsächlich erfahren christliche Kirchen in mehr Ländern - nämlich 28 - eine inoffizielle Vorzugsbehandlung als jede andere Religion.

Die jeweilige Staatsreligion hat in einigen Ländern eine weitgehend zeremonielle Rolle, doch oft gehen mit der Hervorhebung ganz konkrete Vorteile einher wie der gesetzliche und steuerliche Status der Glaubensgemeinschaft. Auch finanzielle Zuwendungen durch den Staat und Landbesitz können damit verbunden sein. Der Status einer Religion hat Auswirkungen auf das jeweilige Land: So tendieren Länder mit einer Staatsreligion laut Pew Research Center dazu, religiöse Praktiken strenger zu regulieren. Das beinhalte Einschränkungen und Verbote von religiösen Minderheiten.

Zehn Länder „religionsfeindlich“

In zehn Ländern der Welt werden entweder religiöse Einrichtungen streng reguliert, oder der Staat ist Religionen gegenüber insgesamt „feindlich“ eingestellt. Darunter befinden sich laut Studie China, Kuba, Nordkorea, Vietnam und einige frühere Sowjetrepubliken. Dort suche die jeweilige Regierung Gebetspraktiken, den öffentlichen Ausdruck von Religion und politische Aktivitäten religiöser Gruppen zu kontrollieren.

Für die Studie verglich das Institut die Beziehungen zwischen Religion und Regierung in 199 Ländern und Gebieten. Darunter sind die UNO-Mitgliedsländer sowie sechs selbstverwaltete Territorien: Kosovo, Hongkong, Macao, die Palästinensergebiete, Taiwan und Westsahara. Die für die Studie herangezogenen Daten reichen bis zum Dezember 2015.

Die Untersuchung analysierte Landesverfassungen und Grundgesetze ebenso wie Sekundärquellen von staatlichen wie Nichtregierungsorganisationen. Die Gesetze jedes der untersuchten Staaten, ihre politischen Vorgehensweisen und Aktionen gegenüber religiösen Gruppen wurden bei der Bewertung der Beziehungen berücksichtigt.

Meiste Staaten religiös neutral

Die meisten Regierungen weltweit stehen Religionen allerdings neutral gegenüber. Über hundert Länder und Gebiete, die in der Pew-Studie untersucht wurden, hatten keine bevorzugte oder offizielle Religion. Darunter sind Staaten wie die USA, die religiösen Gruppen zwar Vorteile oder Privilegien zugestehen, das aber generell tun, ohne eine bestimmte Gruppe anderen gegenüber systematisch zu bevorzugen.

Grafik über Religionen in Europa

Pew Research Center

In Europa gibt es neun Länder mit einer offiziellen Staatsreligion, darunter Griechenland und Armenien mit dem griechisch-orthodoxen beziehungsweise armenisch-apostolischen Christentum. In Polen gibt es keine Staatsreligion, der Katholizismus spiele allerdings eine sehr große Rolle, wie das Pew Reserch Center darlegt. Offiziell katholisch sind die Staaten Liechtenstein, Malta und Monaco, lutherisch sind Dänemark, Island und Norwegen, Großbritannien ist anglikanisch.

Hinduismus nirgends Staatsreligion

Der Buddhismus ist offizielle Religion in zwei Ländern: Bhutan und Kambodscha. Israel ist das einzige Land, in dem das Judentum die Staatsreligion darstellt. Der Hinduismus ist in keinem Land offizielle Religion, obwohl in Indien eine hindunationalistische Partei an der Macht ist. Nepal war 2015 kurz davor gewesen, den Hinduismus als Staatsreligion zu verankern, der Versuch scheiterte aber.

Die Studie gibt detaillierte Auskünfte über einige als Beispiel ausgewählte Länder. So erfährt man etwa, in welcher Weise religiöse Minderheiten etwa im Iran und Malaysia gegenüber dem schiitischen beziehungsweise sunnitischen Islam schlechter gestellt oder auch verfolgt werden. Am Beispiel Polens wir erklärt, worin eine bevorzugte Haltung des Staates oder auch der Bevölkerung gegenüber einer Religion - in Polen ist der das römisch-katholische Christentum - bestehen kann.

gril, religion.ORF.at

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