IGGÖ zu Moscheenbericht: „Schmutzige Kampagne“

Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) hat am Dienstag auf den am Montag veröffentlichten Forschungsbericht über österreichische Moscheen reagiert. Sie spricht von einer „schmutzigen Kampagne gegen Muslime “ und einer „Auftragsstudie“.

„Unsere Moscheen leisten seit mehr als 30 Jahren eine hervorragende Integrationsarbeit für Muslime und fördern stets das gemeinsame Miteinander und das friedliche Zusammenleben in Österreich“, so die IGGÖ in einer Presseaussendung. Die Ergebnisse der aktuell veröffentlichten Studie des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) mit dem Titel „Die Rolle der Moschee im Integrationsprozess“ seien „für uns nicht nachvollziehbar, genauso wenig vertretbar“.

IGGÖ kritisiert zu kleines Sample

„Lediglich 16 von 400 Moscheen zu erheben und der Versuch generalisierbare Schlüsse daraus ziehen zu wollen, ist keine zulässige Vorgehensweise in der Wissenschaft, wenn man weiß, dass es sich um eine sehr vielfältige und komplexe Moscheelandschaft handelt“, moniert die Glaubensgemeinschaft. Deshalb seien die Ergebnisse „weder repräsentativ für alle Moscheen der IGGÖ, noch ist es klar, welche Aussagen und Beobachtungen der ForscherInnen zu einem solchen nicht nachvollziehbaren und nicht transparenten Ergebnis führen“, so die IGGÖ.

„Wie können StudienautorInnen, die sich als Islam-ExpertInnen bezeichnen, nicht wissen, dass Freitagsgebete nur für männliche Muslime vorgesehen sind?“ Daraus eine „Gender-Agenda“ zu machen, indem vorgeworfen werde, Frauen würden von Freitagsgebeten im Voraus ausgeschlossen, zeige, mit welchem Verständnis die Moscheen unter die Lupe genommen worden seien.

„Gehen von Auftragsstudie aus“

„Ebenso gehen wir davon aus, dass es sich um eine Auftragsstudie handelt, die politische Ziele verfolgt: Öffentliche Denunzierung muslimischer Einrichtungen und die Hinterfragung der Glaubwürdigkeit ihrer Lehre.“ Mit wissenschaftlicher Ethik habe das nichts gemeinsam. Es werde von der Politik „eine schmutzige Kampagne gegen die Muslime in Österreich geführt, ihre Religion instrumentalisiert“.

Die Glaubensgemeinschaft wünscht sich, „die wissenschaftlichen Perspektiven auf muslimische Einrichtungen zu erhöhen und wünschen eine sachliche Diskussion darüber. Jeder von uns trägt soziale Verantwortung für die Zukunft der nachkommenden Generationen. Soziale Sicherheit darf nicht gegen polizeistaatliche Maßnahmen eingetauscht werden.“

Die IGGÖ stellt die Frage: „Warum misst man unsere Moscheeeinrichtungen nicht nach deren Leistungen und Taten? Als IGGÖ arbeiten wir gemeinsam mit Vertretern aller unserer Kultusgemeinden und Experten aus den Universitäten seit Monaten an einem Kriterienkatalog für Moscheen und Imame.“ Für den 14. Oktober habe die IGGÖ wir eine zweite Expertenkonferenz einberufen, deren Ziel es sei, die Kriterien in den Moscheen und Kompetenzen der Imame zu konkretisieren.

Um Verbesserung bemüht

„Wir wissen, dass Verbesserungsbedarf in unseren Einrichtungen besteht, besonders was räumliche Standards und sprachliche Kompetenzen unserer Imame betreffen, sind aber stets bemüht die Qualität dieser zu verbessern.“ Zu diesem Zweck würden Kriterien von Expertinnen und Experten aufgestellt und Qualitätsrichtlinien vorgegeben. Ziel sei es, dass alle Moscheeeinrichtungen der Glaubensgemeinschaft diese vorgesehenen Standards sukzessive umsetzen.

„Mit unserer Loyalität zum österreichischen Staat, der Präventions-und Jugendarbeit die unsere Moscheen tagtäglich leisten, sichern wir den sozialen Frieden untereinander und beschützen insbesondere unsere Kinder vor Verwahrlosung, Perspektivlosigkeit und radikalen Strömungen jeglicher Art. Sollten wir Fehlentwicklungen in einer unserer Glaubenseinrichtungen bemerken, sind wir als Islamische Glaubensgemeinschaft die Ersten, die darauf reagieren und Verbesserungsinitiativen ergreifen“, so die Aussendung.

Auslandsfinanzierung: Berichte übermittelt

Zu den vom Kultusamt verorteten Verdachtsfällen auf Auslandsfinanzierung von Imamen äußert die IGGÖ: „Die Finanzabteilung der IGGÖ hat bereits im Frühjahr 2017 sämtliche Kultusgemeinden aufgefordert, uns ihre Finanzberichte vorzulegen. Diese Prozedur geschah unabhängig von der Überprüfung des Kultusamtes. Die Berichte wurden auch dem Kultusamt übermittelt. Unsere Finanzabteilung arbeitet noch an den Prüfungen, die Überprüfung ist noch nicht abgeschlossen.“

Erst wenn die Ergebnisse vorlägen, könne Konkretes dazu gesagt werden. „Als IGGÖ ist es für uns ein Anliegen, dass jeder unserer Kultusgemeinden ihre Selbsterhaltungsfähigkeit durch Mittel garantiert, die aus dem Inland fließen. Bei offenkundigem Verstoß ist es die Aufgabe der IGGÖ rechtswidriges Verhalten zu ermahnen und deren Unterlassung zu fordern. Gegebenenfalls sind Konsequenzen daraus zu ziehen, die bis zur Auflösung von Kultusgemeinden führen kann“, so die Muslimevertretung.

religion.ORF.at

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