Veruntreuungsprozess im Vatikan nähert sich dem Ende

Der Vatikanprozess um die Veruntreuung von Spendengeldern beim vatikanischen Kinderkrankenhaus „Bambino Gesu“ nähert sich dem Ende. Am Montag soll die letzte Zeugin, Klinikdirektorin Mariella Enoc, aussagen.

Nach ihrer Befragung werde entschieden, ob Staatsanwalt Roberto Zannotti sein Schlussplädoyer am gleichen Tag halte oder ein eigener Termin dafür angesetzt werde, teilte das Vatikangericht am Freitag zum Ende des siebten Verhandlungstags mit.

Schatzmeister angeklagt

In dem Mitte Juli begonnen Prozess sind der ehemalige Chef der Stiftung Bambino Gesu, Giuseppe Profiti, sowie der frühere Schatzmeister der Stiftung, Massimo Spina, angeklagt. Sie sollen im Zuge einer Renovierung der Wohnung des früheren Kardinalstaatssekretärs Tarcisio Bertone rund 420.000 Euro veruntreut haben. Demnach erfolgte die Umbaufinanzierung mit der Maßgabe, Bertone solle sein Appartement für Veranstaltungen mit dem Zweck der Spendenwerbung zur Verfügung stellen.

Dadurch wären laut Profiti innerhalb von 48 bis 60 Monaten die Renovierungskosten finanziert gewesen und es hätte Gewinne gegeben. Laut Medienberichten gab es bislang keine derartigen Termine in der Wohnung des Kardinals.

Vatikan von Außen

Reuters/Stefano Rellandini

Der Prozess im Vatikangericht läuft seit Mitte Juli

Direktor der Finanzaufsicht schwieg größtenteils

Bertone, der beim Prozess bisher nicht in Erscheinung trat, hatte laut Medien erklärt, er habe 300.000 Euro selbst für die Renovierung beigesteuert. Nach eigenen Angaben wusste er nichts von einem Beitrag der Stiftung.

Im Zentrum der etwa einstündigen Verhandlung diesen Freitag stand die Anhörung des Direktors der Vatikanischen Finanzaufsicht (AIF), Tommaso Di Ruzza. Er war als Zeuge geladen, lehnte jedoch die Beantwortung eines Großteils der Fragen unter Berufung auf seine Verschwiegenheitspflicht ab. Das Gericht gab dem statt.

religion.ORF.at/KAP

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