Jerusalem: Ultraorthodoxe nach Protest festgenommen

Mehrere tausend ultraorthodoxe Juden haben in Jerusalem erneut gegen eine mögliche Einführung der Wehrpflicht für Strenggläubige protestiert, einige von ihnen wurden verhaftet.

Wie ein AFP-Reporter berichtete, blockierten die Demonstranten am Montag den Busbahnhof, den wichtigsten Verkehrsknotenpunkt der Stadt. Die Polizei nahm eigenen Angaben zufolge zehn Demonstranten fest und setzte Wasserwerfer ein. Die Nachrichtenagentur AP berichtete, es habe sich um - männliche - Anhänger der ultraorthodoxen Gruppe Peleg Yerushalmi gehandelt. Das israelische Fernsehen zeigte, wie mehrere Männer eine Frau herumschubsten, sie anspuckten und obszön beschimpften.

Ultraorthodoxe jüdische Männer protestieren in Jerusalem gegen den Wehrdienst, die Polizei setzt Wasserwerfer ein

APA/AP/Sebastian Scheiner

Wieder Proteste Ultraorthodoxer in Jerusalem

Zur Auflösung der Blockaden setzte die Polizei außerdem ein übelriechendes, auch unter dem Namen „skunk“ (Stinktier) bekanntes Spray ein. Die jüngsten Demonstrationen knüpfen an die Proteste der vergangenen Wochen an. Zuletzt waren am Donnerstag insgesamt 120 Ultraorthodoxe festgenommen worden, die gegen eine Wehrpflicht auf die Straße gegangen waren.

Befreiung vom Wehrdienst nicht rechtens

Anlass der Proteste ist ein Urteil des Obersten Gerichtshofes, demzufolge die Befreiung vom Wehrdienst für Ultraorthodoxe nicht rechtens ist. Die israelischen Gesetze verpflichten Männer über 18 Jahren zu zwei Jahren und acht Monaten Wehrdienst, Frauen müssen zwei Jahre Dienst leisten.

Einjährige Übergangsfrist

Strenggläubige Juden sind seit der Staatsgründung Israels im Jahr 1948 zugunsten der Talmudstudien von der Wehrpflicht ausgenommen. Gemäß dem Urteil des Obersten Gerichtshofes von September ist diese Ausnahmeregelung allerdings nicht berechtigt. Die Richter legten eine einjährige Übergangsfrist fest, in der nach einem Kompromiss gesucht werden kann.

Betraf diese Regelung ursprünglich nur einige hundert Männer, sind mittlerweile zehntausende Ultraorthodoxe von der Wehrpflicht befreit, was zu Unmut bei Säkularen in Israel führt. Die Debatte darüber, ob orthodoxe Juden sich vom Wehrdienst befreien lassen können, ist keine Neuheit.

Seit der Urteilsverkündung reißen die Proteste der ultraorthodoxen Juden in Israel nicht ab. Die Gründe für die Haltung der Orthodoxen sind vielfältig. Viele von ihnen weigern sich, Israel als Staat anzuerkennen. Andere legen großen Wert auf ganztägige Talmudstudien und wollen nicht mit den rauen Umgangsformen beim Militär konfrontiert werden. Auch fürchten sie, im Heereseinsatz die strengen religiösen Regeln nicht befolgen zu können, die ihr Glauben ihnen auferlegt.

religion.ORF.at/APA/AFP/AP

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