Museum of the Bible eröffnet in Washington

An Freitag wird in Washington DC ein riesiges Bibelmuseum, das Museum of the Bible, eröffnet. Dahinter steht eine konservative christliche Familie, die damit ihren Einfluss auf die US-amerikanische religiöse Landschaft verstärkt.

Das Museum hat drei Hauptausstellungsetagen, Lesungs- und Sitzungsräume, Restaurants und einen Dachgarten. Außerdem verfügt das Gebäude über einen Ballsaal und ein 472-sitzigen Vorführungsraum mit Projektionsflächen. Das Museum, das nur drei Häuserblocks vom Kapitol entfernt liegt, wurde hauptsächlich von den Eigentümern der Kunst- und Handarbeitskette Hobby Lobby finanziert. Es soll rund 500 Millionen Dollar gekostet haben, wie die Nachrichtenagentur AP am Donnerstag berichtete.

Museum of the Bible in Washington DC

APA/AFP/Saul Loeb

„Die Welt des Jesus von Nazareth“ im Museum of the Bible in Washington DC

Der Geschäftsführer von Hobby Lobby, Steve Green, bezeichnete das Museum als nicht konfessionsgebunden. Familie und Konzern vertreten christliche, sehr konservative Positionen: So halten ihre Geschäfte, in denen man unter anderem Dekorations- und Einrichtungsgegenstände bekommt, an Sonntagen geschlossen, was in den USA keine Selbstverständlichkeit ist, die Familie spendete religiösen Gruppierungen Millionen Dollar.

Sponsorfirma bekannt für Obamacare-Widerstand

Das Museumsprojekt solle „informieren, nicht missionieren“, sagte Green - Kritiker seien diesbezüglich skeptisch, so AP. Schließlich setzte der Konzern am Supreme Court, dem Obersten Gerichtshof der USA, durch, dass Hobby Lobby und andere Firmen vom Patient Protection and Affordable Care Act ausgenommen werden. Das auch als Obamacare bekannte Bundesgesetz sieht unter anderem vor, dass Firmen für Verhütungsmittel ihrer Angestellten aufkommen müssen - ein No-Go für die sehr konservative Familie Green.

Besucher  im Museum of the Bible

Reuters/Kevin Lamarque

Moderne Lichtgestaltung

Am meisten Sorgen macht Kritikern allerdings das Streben der Familie, Einfluss auf Lehrpläne in Schulen zu gewinnen. Dafür diene das neue Museum als „massive Werbemaßnahme“, sagte laut AP Mark Chancey, Professor für Religionsstudien an der Southern Methodist University. Die Firma mit Sitz in Oklahoma City musste außerdem eine Geldstrafe von drei Millionen Dollar zahlen und Kunstwerke zurückerstatten, weil sie in Antiquitätenschmuggel verwickelt gewesen war. Steve Green sprach dazu von Naivität im Umgang mit Händlern.

„Monument interreligiöser Zusammenarbeit“

Doch es gibt auch Vorschusslorbeeren: Das Museum sei ein „Monument interreligiöser Zusammenarbeit“, sagte etwa Lawrence Schiffman, Professor für Jüdische Studien an der New York University und Experte für Qumran-Schriften. Geplant sind Ausstellungen mit Exponaten aus den Vatikan-Museen und aus Israel.

Thorarollen im Museum of the Bible

Reuters/Kevin Lamarque

Thorarollen im Museum of the Bible

Mit dem Sammeln biblischer Artefakte begann Green sein Traumprojekt, das mit der Eröffnung des 430.000 Quadratmeter großen Museums nun verwirklicht wird. Die Sammlung beinhaltet Stücke aus der Privatsammlung der Familie wie Qumran-Rollen und umfasst riesige Bronzeportale mit Inschriften aus der Gutenberg-Bibel und eine Klanglandschaft über die zehn biblischen Plagen. Den Eindruck der Plagen verstärkt Nebel, ein rotglühendes Licht stellt den blutroten Nil dar.

Herausforderung für Besucher

Das ambitionierte Projekt will streng religiöse wie Menschen ohne Glauben gleichermaßen ansprechen. Für die Besucher stellt das Museum eine Herausforderung dar: Die Administratoren gaben an, dass es Tage dauern würde, um sich wirklich alles anzuschauen. Mit aufwändiger Beleuchtung und einer prachtvollen Ausstattung mit Marmor und Steinsäulen ist allein das Gebäude eindrucksvoll.

Museum of the Bible in Washington DC

APA/AFP/Saul Loeb

Abteilung „Reise durch die hebräische Bibel“

Eine Ausstellung ist den Themen Sklaverei und Bürgerrechte gewidmet. Zur Eröffnung wurden unter anderen ein Rabbi und zwei katholische Kardinäle eingeladen, Letztere sollen eine Botschaft des Papstes mitbringen. „Ich glaube, dass Leute hier hereinkommen und überrascht darüber sein werden, wie sehr dieses Buch ihr Leben beeinflusst, in einer Art, wie es ihnen nicht einmal bewusst war“, so Steve Green.

gril, religion.ORF.at

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