Papst Franziskus predigte in Myanmar gegen Rache

Papst Franziskus hat vor etwa 150.000 Menschen in Myanmar eine große Messe gefeiert. Dabei appellierte er an die Gläubigen in Rangun, auf Gewalt nicht mit Rache zu antworten.

Er rief zu „Vergebung und Mitleid“ auf. „Ich weiß, dass viele in Myanmar sichtbare und unsichtbare Wunden der Gewalt mit sich tragen“, sagte das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche am Mittwoch. „Wir meinen, dass die Heilung durch Wut und Rache geschehen kann. Aber der Weg der Rache ist nicht der Weg Jesu.“ Am Nachmittag trifft Franziskus buddhistische Mönche in der ehemaligen Hauptstadt Rangun.

150.000 Menschen bei Messe

Laut Behörden waren 150.000 Menschen in das Stadion Kyaikkasan Ground gekommen. Sie kamen aus allen Teilen Myanmars, wo nur 1,27 Prozent der Einwohner Katholiken sind. Das mehrheitlich buddhistische Land leidet nach einer jahrzehntelangen Militärherrschaft immer noch an Konflikten zwischen verschiedenen Ethnien und Religionen. Im internationalen Fokus steht derzeit vor allem die Verfolgung der muslimischen Rohingya-Minderheit im Bundesstaat Rakhine.

Papst Franziskus feiert eine Messe in einem Stadion in Rangun, Myanmar

Reuters/Max Rossi

Papst Franziskus feierte eine Messe in einem Stadion in Rangun, Myanmar

Der Papst ging darauf indirekt in einer Fürbitte ein. Er bete dafür, dass die Führung Myanmars Frieden und Versöhnung durch „Dialog und Verständnis“ förderten, „um den Konflikten in (den Regionen) Kachin, Rakhine und Shan ein Ende zu setzen“.

Papst predigte „Vergebung und Mitleid“

Jesus habe seine Weisheit nicht in langen Reden und auch nicht durch großartige Kundgebungen politischer oder weltlicher Macht gelehrt, sagte Franziskus in seiner Predigt. „Der Weg Jesu ist radikal anders. Als Hass und Ablehnung ihn dem Leiden und dem Tod auslieferten, antwortete er mit Vergebung und Mitleid“, so der Papst, der betonte, er sei „als Pilger hierhergekommen, um Euch zuzuhören und von Euch zu lernen und um einige Worte der Hoffnung und des Trostes auszusprechen“.

Ausdrücklich würdigte Franziskus das Wirken der Kirche im Land. Trotz beschränkter Mittel verkündeten viele Gemeinschaften das Evangelium „an andere Bevölkerungsminderheiten auf immer einladende und respektvolle Weise, ohne Druck oder Zwang“, sagte der Papst. Die Kirche helfe „vielen Männern, Frauen und Kindern ungeachtet aller religiösen oder ethnischen Unterschiede“, so Franziskus.

Fürbitten in sechs Sprachen

Einige Tausend Besucher der Messe waren zwei Tage lang aus dem Norden des Landes angereist. Franziskus hielt seine Predigt auf Italienisch, sie wurde abschnittsweise in die Landessprache übersetzt. Sechs Volksgruppen des Landes trugen die Fürbitten in jeweils ihrer Sprache vor. Eine bat darum, die Führer des Landes mögen „Dialog und Verständnis“ fördern und sich für ein Ende der Konflikte in den Bundesstaaten Kachin, Rakhine und Shan einsetzen.

Teilnehmerinnen an der Freiluftmesse von Papst Franziskus in Rangun, Myanmar

APA/AP/Andrew Medichini

Viele kamen von weither, um bei der Messe mit dem Papst dabei zu sein.

Auch aus anderen asiatischen Ländern kamen Gläubige, darunter aus Vietnam, Thailand und China. „In China werden wir keine Chance haben, den Papst zu sehen, daher bin ich hierhergekommen“, sagte Sarah Zhao aus Südchina.

Hirtenstab aus Flüchtlingslager

Bei den Messen in Myanmar stützt Papst Franziskus sich auf einen besonderen Hirtenstab, den katholische Schnitzer der Kachin-Minderheit aus Holz gefertigt haben. Sie stammen aus einem Flüchtlingslager im Norden Myanmars. Auf Papstreisen verwendet Franziskus häufig besondere Hirtenstäbe mit hohem Symbolgehalt. Vor Beginn der Messe, die wegen der hohen Temperaturen um eine Stunde auf 8.30 Uhr (Ortszeit) vorverlegt worden war, drehte Franziskus einige Runden im Papamobil.

Treffen mit buddhistischen Mönchen

Der dritte Tag des Myanmar-Besuchs von Papst Franziskus ist durch ein geistliches Programm und interreligiöse Begegnungen geprägt: Nach dem Gottesdienst trifft Franziskus am Nachmittag (Ortszeit) den Hohen Rat der buddhistischen Mönche (Sangha) im Kaba Aye Centre. Am frühen Abend (Ortszeit) empfängt der Papst am Sitz des Erzbischofs von Rangun die 22 katholischen Bischöfe Myanmars.

Nach unterschiedlichen Schätzungen leben heute bis zu 750.000 Katholiken in Myanmar. In dem mehrheitlich buddhistischen Land mit 55 Millionen Einwohnern aus 135 Ethnien bilden sie damit eine kleine Minderheit von etwas mehr als einem Prozent. Insgesamt gibt es 16 Diözesen - darunter die drei Erzdiözesen Rangun, Mandaly und Taunggyi - mit an die 400 Pfarren. In der Seelsorge wirken knapp 1.000 Priester, mehr als 2.000 großteils weibliche Ordensleute sowie mehrere tausend Katecheten und Laienmissionare.

religion.ORF.at/APA/dpa

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