Kein „willkürliches Gendern“ in neuer Bibelübersetzung

In der Diskussion um die an einigen Stellen gegenderte Anredeform in der neuen Bibel-Einheitsübersetzung, die in einigen Jahren auch in den katholischen Gottesdiensten benutzt werden soll, hat sich die Direktorin des Österreichischen Katholischen Bibelwerks eingeschaltet.

Es geht um Formulierungen wie etwa „Brüder und Schwestern“ statt „Brüder“ - „Brüder“ sei als Anrede im Griechischen ein kollektiver Begriff, deshalb werde jetzt „Brüder und Schwestern“ in den entsprechenden Stellen der Paulus-Briefe verwendet, erläuterte Direktorin Elisabeth Birnbaum am Freitag Kathpress gegenüber.

Facebook-Kommentar Auslöser

Anlass der Aufregungen war ein Facebook-Kommentar des oberösterreichischen Landeshauptmann-Stellvertreters Manfred Hainbuchner (FPÖ), der sich über die Neuübersetzung mokiert hatte - mehr dazu in Diözese Linz kontert FPÖ-Haimbuchner. Birnbaum trat dem entgegen und widersprach der Ansicht, es handle sich um ein „willkürliches Gegendere“.

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Die neue Einheitsübersetzung der Bibel

Die Theologin erinnerte, dass es bei der Approbierung der weiter in den Gottesdiensten verwendeten Übersetzung von 1980 im deutschen Sprachraum noch nicht üblich gewesen sei, durchgehend die männliche und weibliche Form zu verwenden, etwa „Österreicher und Österreicherinnen“. Mit „Österreichern“ seien damals Männer und Frauen gemeint gewesen, und alle hätten das verstanden.

„Frauen nicht mehr angesprochen“

„Heutzutage, man mag das bedauern oder begrüßen, ist die Redeweise in beiden Formen so gebräuchlich, dass sich Frauen nicht mehr angesprochen fühlen, wenn nur die männliche Form genannt wird“, so Birnbaum. Wenn sich die Sprache ändere, müsse sich die Übersetzung ändern, sagte sie. Das sorge aber mancherorts für Verunsicherung.

Das Griechische und Hebräische benutze „Söhne“ oder „Väter“ inklusiv, mangels eines Wortes für „Geschwister“ würden unter „Brüdern“ auch „Schwestern“ verstanden. "Das ist jedoch in der deutschen Sprache nicht so. Es würde daher den Sinn verfälschen, wenn statt dem gemeinten ‚Eltern‘ nur ‚Väter‘ gehört würde.

Zurück zum eigentlichen Sinn

Die revidierte Einheitsübersetzung trägt diesen Umständen Rechnung. Sie verändert nicht den Text, sondern stellt sicher, dass er auch heute so verstanden wird, wie er ursprünglich gedacht war. Es geht also nicht um ein ‚Modernisieren‘, sondern um ein ‚Zurück zum eigentlichen Sinn‘", hob Birnbaum hervor.

Die Theologin begründete auch den Verzicht auf „Jahwe“ als Gottesname , wie dies 1980 erfolgt war. Auch hier gehe es um ein Zurück zur Tradition und um eine konsequentere Übersetzung. Die Vokalisierung „Jahwe“ sei nämlich nicht sicher, da im Judentum schon früh der Gottesname nicht mehr ausgesprochen wurde.

Sprachliche Probleme

Das Problem, dass damit ein Name durch einen Titel - „HERR“ - ersetzt wird, bleibt. „Deshalb ist es wichtig darauf hinzuweisen, dass HERR nur ein Ersatzwort für den Gottesnamen ist. Genauso gut könnte stattdessen ‚Ich-bin‘ (vgl. Ex 3,6) oder ‚Gott‘ gelesen werden.“

Birnbaum warb in dem Kathpress-Gespräch für ein Umsteigen von der „alten“ auf die neue Übersetzung. Auf der Website des Bibelwerks würden zehn Gründe angeführt, warum sie das empfehle. Unter anderem zeichne sich die neue Einheitsübersetzung durch konsequentere Übersetzungen und kraftvollere, originalgetreuere Sprachbilder aus, und nicht zuletzt werde diese Übersetzung schon bald im Gottesdienst verwendet.

religion.ORF.at.KAP

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