Organisation warnt vor Christenverfolgung

Die evangelikal ausgerichtete Hilfsorganisation Open Doors warnt: Die Lage von Christen werde in vielen Ländern immer dramatischer. Die Methodik, um die Zahl der verfolgten Christen zu ermitteln, ist aber nicht unumstritten.

Millionen Christen weltweit sind nach Angaben von Open Doors auch im Jahr 2017 wegen ihres Glaubens verfolgt worden. Die Organisation listet in ihrem am Mittwoch veröffentlichten Weltverfolgungsindex rund 50 Länder auf, in denen schätzungsweise etwa 200 Millionen Christen in hohem Maß verfolgt worden seien.

Dazu zählen Staaten wie Nordkorea, aber auch von Krieg geplagte Länder wie Afghanistan oder der Irak. Die Organisation sprach von einer „zunehmend bedrohlichen und dramatischen Lage“ von Christen.

Umstrittene Begrifflichkeiten

Open Doors folgt nach eigenen Angaben einem weiten Verständnis des Begriffs Verfolgung, der verschiedene Formen von Diskriminierung einschließt. „Es wäre besser, wenn man hier begrifflich mehr differenzieren würde“, sagte der Referent für interkonfessionellen Dialog beim Zentrum Ökumene der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau in Frankfurt am Main, Jörg Bickelhaupt.

„Jede Form von Benachteiligung ist schlimm. Aber nicht jede Form von Benachteiligung ist gleich eine systematische Christenverfolgung.“ Der jährlich erscheinende Bericht der als theologisch konservativ geltenden Gruppe steht auch wegen seiner Methodik in der Kritik.

„Das Thema Christenverfolgung müsste grundsätzlicher als Verstoß gegen die Menschenrechte und Religionsfreiheit dargestellt werden“, sagte Bickelhaupt. Im Fall von Myanmar etwa dürfe der Fokus nicht nur auf den Christen liegen, sondern auf allen verfolgten Minderheiten wie etwa den muslimischen Rohingya. Insgesamt sei der Bericht von Open Doors aber differenzierter geworden.

Islamismus und Nationalismus Grund für Bedrängnis

Open Doors nennt als Hauptursache für Christenverfolgung die aufstrebenden islamistischen und nationalistischen Bewegungen in Afrika, Asien und dem Mittleren Osten. Mehr als 600 Millionen Christen lebten in Ländern mit starker Verfolgung.

Die Organisation erstellt jährlich eine negative Rangliste der Länder, in denen Christen besonders litten: Auf Platz ein rangiert wie im Vorjahr Nordkorea, wo demnach rund 70.000 Christen in Straflagern mit Zwangsarbeit lebten. Afghanistan ist vom dritten auf den zweiten Platz vorgerückt, gefolgt von Somalia, dem Sudan und Pakistan.

Einschränkungen im asiatischen Raum

In Vietnam, Laos und China beschränke ein Nationalismus auf Basis des Kommunismus das Leben der Christen dort immer mehr. Die Ausbreitung eines nationalistisch geprägten Hinduismus und Buddhismus unter den Menschen in Teilen von Asien sei ebenfalls für mehr Verfolgung verantwortlich. In Indien habe sich die Lage der Christen durch einen sprunghaften Anstieg der Gewalt dramatisch verschlechtert.

Der Bericht wird nach Angaben von Open Doors nach „einer langjährigen bewährten Methodik“ erstellt. Analysten, Forscher und Fachleute der eigenen Organisation sowie externe Experten beantworteten einen Fragenkatalog, auf dessen Grundlage die Rangliste erstellt wird.

Kirchen erstellten eigenen Bericht

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) hatten in einem eigenen, im Dezember in Berlin vorgestellten Bericht weitgehend auf quantitative Angaben verzichtet. Beide Kirchen beklagen eine wachsende Einschränkung der Religionsfreiheit und die Unterdrückung von Christen in vielen Teilen der Welt.

Aufgrund der Auswirkungen der Terrorherrschaft des sogenannten Islamischen Staates (IS) drohe in einigen Ländern ein Ende der christlichen Präsenz.

religion.ORF.at/dpa

Mehr dazu:

Bericht: Christen weltweit unter Druck
(religion.ORF.at; 15.12.2017)

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