Opfer der Pinochet-Diktatur bittet Papst um Hilfe

Im weiteren Tagesverlauf ist der Papst mit einem Opfer des Pinochet-Regimes zusammengetroffen. Nach Vatikanangaben rief der Mann den Papst auf, sich für die Aufklärung des Schicksals der Verschwundenen während der Militärdiktatur von 1973 bis 1990 stark zu machen.

Am Ende seines mehrtägigen Besuchs sprach der Papst am Donnerstag in Iquique mit Hector Marin Rossel, dessen Bruder kurz nach dem Putsch unter General Augusto Pinochet im September 1973 verschleppt und getötet worden war. Marin, der heute einen Verband der Angehörigen von Opfern leitet, war damals 17 Jahre alt, sein ermordeter Bruder Jorge 19.

Bitte um Einsatz bei Militär und Regierung

Den Angaben zufolge übergab Marin dem Papst einen Brief, in dem er ihn bittet, sich beim Militär und der chilenischen Regierung für eine Zusammenarbeit mit den Hinterbliebenen einzusetzen. Sie wollten inneren Frieden finden, schrieb Marin.

Franziskus habe offen zugehört und den Brief angenommen, zitierte das vatikanische Presseamt den Mann nach dem Treffen. Marin lobte demnach die katholische Kirche in Chile für ihre Verteidigung der Menschenrechte. In der Hand des Papstes liege die Hoffnung, die verschwundenen Angehörigen wiederzusehen, so Marin.

Ursprünglich war ein Treffen des Papstes mit zwei Pnochet-Opfern vorgesehen. Warum die zweite Person nicht teilnahm, gab der Vatikan zunächst nicht an. Zuvor, beim Abschlussgottesdienst seines viertägigen Chile-Besuchs, äußerte sich der Papst zu einem beschuldigten chilenischen Bischof.

Keine Beweise gegen den Bischof

Papst Franziskus hat den in Zusammenhang mit einem Missbrauchsskandal angegriffenen chilenischen Bischof Juan Barros in Schutz genommen. Es gebe „keinen einzigen Beweis“ gegen ihn, „Alles ist Verleumdung. Ist das klar?“, sagte der Papst.

„An dem Tag, an dem man mir einen Beweis gegen Bischof Barros vorlegt, werde ich sprechen“, sagte Franziskus auf die Frage eines Lokalreporters. Barros wird beschuldigt, von sexuellen Vergehen des Priesters Fernando Karadima gewusst zu haben. Belege dafür gibt es bislang nicht.

Der heute 87-jährige Karadima, einst einer der prominentesten katholischen Geistlichen Chiles, wurde 2011 wegen Missbrauchs verurteilt. Barros zählte zum geistlichen Schülerkreis Karadimas. Papst Franziskus ernannte Barros Anfang 2015 vom Militärbischof zum Oberhirten der kleinen Diözese Osorno im Süden Chiles.

Durch die Personalentscheidung geriet auch Franziskus in die Kritik. Die Debatte um Barros und dessen Auftritte bei Veranstaltungen mit Franziskus begleitete den Aufenthalt des Papstes in Chile.

Papst grüßt in Chile eigens Pilger aus Argentinien

Am Abschlusstag seiner Chile-Reise hat sich Papst Franziskus bei Pilgern aus dem benachbarten Argentinien bedankt. Nach einer Messe in Iquique am Donnerstag grüßte er vor allem seine argentinischen Landsleute, die für ihn „Heimat“ seien. Scherzhaft schickte er voraus, Teilnehmer aus Bolivien und Peru sollten wegen der besonderen Erwähnung „bitte nicht eifersüchtig werden“.

Viele Argentinier hatten die Papstmessen in Santiago de Chile, Temuco und Iquique genutzt, um das aus Buenos Aires stammende Kirchenoberhaupt zu sehen. Franziskus ist seit seiner Papstwahl im März 2013 mehrfach nach Südamerika gereist, ohne jedoch nur einmal in sein Heimatland zurückzukehren.

Der argentinische Erzbischof Jorge Lozano hat derweil inmitten der Debatte über einen möglichen Besuchstermin des Papstes in seinem Heimatland um Geduld gebeten. „Der Papst wird nach Argentinien kommen, wenn es seine Agenda zulässt“, sagte Lozano der chilenischen Tageszeitung „La Tercera“ (Donnerstag).

Er habe Verständnis dafür, dass Franziskus seine Optionen unter dem Blickwinkel der Kirche in der ganzen Welt zu betrachten habe. „Wenn Gott will, wird diese Reise bald stattfinden“, sagte Lozano.

religion.ORF.at/KAP

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