Papst schickt Vertrauten zu Missbrauchsopfern in Chile

Nach Kritik am Umgang mit einem Missbrauchsskandal in Chile schickt Papst Franziskus einen seiner Vertrauten, um Aufklärung zu schaffen: Der Vorsitzende des Missbrauchsuntersuchungsgremiums und Erzbischof von Malta, Charles Scicluna, wird nach Chile reisen.

Scicluna wird die Gruppe der Missbrauchsopfer in Chile besuchen, die Vertuschungsvorwürfe gegen den im Süden des Landes tätigen Bischof Juan Barros geäußert haben. Das teilte der Vatikan am Dienstag mit. Der Papst hatte 2014 an der vatikanischen Glaubenskongregation ein Gremium von Kardinälen und Bischöfen eingerichtet, das die Untersuchung von Missbrauchsfällen und anderen „schwerwiegenden Delikten“ beschleunigen soll. Dessen Vorsitzender Scicluna war von 2002 bis 2012 vatikanischer Chefermittler in Missbrauchsfällen und gilt als führender Experte auf diesem Gebiet.

Das Gremium kann eigene Entscheidungen treffen. Für Untersuchungen gegen Bischöfe bleibt aber weiterhin die reguläre Kardinalssitzung zuständig, wobei diese vom Kollegium informiert wird.

Papst sprach von Verleumdung

Bei seinem Besuch in Chile war Franziskus auch auf den Missbrauchsskandal in der dortigen Kirche eingegangen und hatte dafür öffentlich um Vergebung gebeten. Im Lauf der Reise hatte es aber Kritik am Papst für dessen Äußerungen zur Verteidigung Bischofs Barros’ gegeben, dem Missbrauchsopfer die Vertuschung der Missbrauchstaten eines pädophilen Priesters vorwerfen. Der Papst bezeichnete das in Chile aufgrund fehlender Beweise als „Verleumdung“.

Die Opfer reagierte verärgert, und der Papst versuchte auf dem Rückflug von Santiago nach Rom Journalisten gegenüber eine Klarstellung vorzunehmen. Er bedauere die Verwendung der konkreten Worte, sagte er. Die Formulierungen „Verleumdung“ und „Beweis“ hätten viele Missbrauchsopfer verletzt; statt von „Beweisen“ müsse man richtiger von sicheren Indizien sprechen.

religion.ORF.at/KAP/dpa

Mehr dazu: