„Spirituelles Wörterbuch“ von Erzbischof Lackner
Gewählt wurden dafür Schlüsselbegriffe, von „Armut“, „Freiheit“ über „Grenzen“, „Leiden“, „Hoffnung“ bis zu „Wünsche“ und „Zufall“, alphabetisch gereiht. Im Wechselspiel mit Sedmak spürt Lackner ihnen sehr ehrlich, persönlich und ausführlich nach. In dem 22 Kapitel umfassenden Buch bedenken die Autoren zentrale Fragen des Lebens und des Christseins, angeregt durch persönliche Erlebnisse und prägende Vorbilder. Sie schreiben so über viele und ihren eigenen Weg zu Gott, die Textimpulse von Clemens Sedmak sind dabei kursiv gesetzt.
Tyrolia
Buchhinweis
Franz Lackner, Clemens Sedmak, „Kaum zu glauben. Annäherungen an Grundworte christlichen Lebens“. 176 Seiten, Tyrolia-Verlag.
Gottvertrauen
Im ersten Kapitel über Armut beispielsweise ziehen die beiden Autoren Linien von der armen Familie in die Lackner hineingeboren wurde, über die Fragen nach Gerechtigkeit und Sicherheit, bis zum christlichen Auftrag, Armut zu lindern.
Über den identitätsstiftenden Charakter von Grenzen berichtet das gleichnamige Kapitel etwas weiter hinten. Entscheidungen zu treffen, bedeute immer auch, eine andere Möglichkeit auszuschließen. Denn „Gott schließt auch Türen“. In dem Kapitel finden sich zudem Verbindungen zum Gewissen und dessen Vorhanden- oder Nichtvorhandensein.
Geschriebener Dialog
Das Buch liest sich wie ein Gespräch, in dem Lackner und Sedmak einander abwechseln und ergänzen - der Erzbischof zum Teil sehr persönlich. So spricht Lackner Zeiten an, in denen er ohne Bezug zur Religion gelebt habe.
Er erzählt offen von seinen Eigenheiten, etwa wenn er schreibt: „Von meiner Natur her bin ich eher ein zögerlicher Mensch; muss ständig nachdenken und nachfragen. Das macht mich umständlich. Mir fällt dabei ein sonderbarer Vergleich ein. Ich habe oft bei Hunden beobachtet, dass sie sich nicht sofort hinlegen, sie umkreisen den Platz, bevor sie sich niederlassen. So geschieht auch mein Fragen, es ist ein Umkreisen, ein Abwägen, ein Hin- und Herdenken.“
Der Philosoph gibt nicht so direkt Persönliches preis. Im Kapitel über „Wahrheit“ schreibt Sedmak: „Die Wahrheit zu lieben bedeutet, sich auch anzustrengen, die Wahrheit zu finden, die Wahrheit zu tun. Und da ist es tröstlich, dass wir nicht allein sind. Manchmal vergessen wir Wahrheiten – etwa die Wahrheit, dass wir ein inneres Kind in uns tragen; oder die Wahrheit, dass wir verwundbar sind und angewiesen auf andere Menschen.“ Sedmak kommt immer wieder auf die Bedeutung des Fragens zu sprechen.
Biografische Daten der Autoren
Franz Lackner wurde 1956 in Feldbach (Steiermark) geboren, war nach einer Elektrikerlehre UNO-Soldat auf Zypern und trat 1984 dem Franziskanerorden bei. Später war er Professor für Metaphysik an der päpstlichen Universität Antonianum in Rom und Professor für Philosophie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Heiligenkreuz. Ab 2002 war er Weihbischof der Diözese Graz und seit 2013 ist er Erzbischof von Salzburg.
Clemens Sedmak, geb. 1971, ist Theologe und Philosoph. Er ist Professor für Sozialethik an der University of Notre Dame (USA) und leitet das Zentrum für Ethik und Armutsforschung in Salzburg. Der Vater dreier Kinder ist Autor zahlreicher Bücher, die sich mit den Fragen nach dem Sinn des Lebens beschäftigen, u. a. veröffentlichte er gemeinsam mit Alois Kothgasser, Lackners Vorgänger als Erzbischof von Salzburg, „Geben und Vergeben“, „Quellen des Glücks“ und „Jedem Abschied wohnt ein Zauber inne“.
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