Antisemitismusbericht: Fälle seit 2014 fast verdoppelt

Das Forum gegen Antisemitismus (FgA) hat im Februar seinen Antisemitismusbericht veröffentlicht: Seit 2014 hat sich die Zahl der Fälle fast verdoppelt. 2017 wurden insgesamt 503 antisemitische Vorfälle dokumentiert - ein Höchstwert.

Seit Beginn der Aufzeichnungen habe es so einen hohen Wert noch nicht gegeben, heißt es auf der Website des FgA. „Wir befinden uns auf einem Allzeithoch“, kommentierte Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), den Bericht im Ö1-Mittagsjournal.

In den vergangenen Jahren war stetig eine Steigerung zu verzeichnen: 2016 dokumentierte das FgA 477 Fälle. Es handle sich um „gemeldete Fälle, die nach einer Überprüfung durch das FgA tatsächlich als antisemitisch eingestuft wurden“.

Täter enthemmt

Es sei aber von einer höheren Dunkelziffer auszugehen. Das FgA ordnet die Vorfälle sechs Kategorien zu: erstens Beschimpfungen und Bedrohungen, zweitens Internet und Social Media, drittens Briefe und Anrufe, viertens Vandalismus, fünftens tätliche Angriffe und als letzte Kategorie Sonstiges.

Antisemitische Vorfälle nach Kategorie (Grafik)

FgA

Das FgA teilt die Vorfälle in sechs Kategorien ein

Die Zunahme von Vorfällen, in denen die Betroffenen persönlich adressiert wurden, ist für das FgA „ein weiterer Hinweis darauf, dass es eine Enthemmung aufseiten der Täter gibt“, welche ihre Ressentiments in einer persönlich adressieren Form ausleben.

24 Prozent rechter Hintergrund, zehn Prozent islamisch

Fast zwei Drittel (62 Prozent) der antisemitischen Handlungen können keinem ideologischen Hintergrund zugeordnet werden. Etwa 24 Prozent aller zuordenbaren Fälle können auf einen rechten Hintergrund zurückgeführt werden. Zehn Prozent werden auf einen islamischen und drei Prozent auf einen linken Hintergrund zurückgeführt.

Antisemitische Vorfälle nach Ideologie (Grafik)

FgA

Viele Fälle sind keiner Ideologie zuordenbar

Antisemitismus kommt überall vor

Wegen der hohen Zahl von ideologisch nicht zuordenbaren Fällen könne eine Aussage darüber getroffen werden, welche Form von Antisemitismus die quantitativ größte ist. „Unsere Daten zeigen zwar nicht, von wo der meiste Antisemitismus kommt. Wenn wir uns jedoch darauf konzentrieren, was unsere Daten schon zeigen, dann erkennt man, dass Antisemitismus von überall kommt - und das ist nirgends zu akzeptieren“, so das FgA.

Das FgA dokumentiert Antisemitismus und fungiert als eine Anlaufstelle für Zeugen und Betroffene von Antisemitismus. Es wird von ehrenamtlichen Mitarbeitern betrieben und durch Spenden finanziert.

akin, religion.ORF.at

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