Missbrauchsopfer: Gutes Gespräch mit Vatikan-Ermittler

Das chilenische Missbrauchsopfer Juan Carlos Cruz hat nach der Befragung durch den päpstlichen Sonderermittler Erzbischof Charles Scicluna ein positives Fazit gezogen.

„Das war eine gute Erfahrung, und ich verlasse diesen Ort sehr hoffnungsvoll“, sagte Cruz Reportern nach dem Treffen am Samstag in New York. Dort hatte die Befragung stattgefunden. „Ich hatte das erste Mal das Gefühl, das mir zugehört wurde“, so Cruz weiter. Es sei für den Sonderermittler eine sehr intensive und detailreiche sowie teilweise Augen öffnende Befragung gewesen. Scicluna hätten die Schilderung sehr mitgenommen, und er habe während der Befragung auch geweint, sagte Cruz.

Missbrauchsopfer  Juan Carlos Cruz mit Journalisten

Reuters/Eduardo Munoz

Juan Carlos Cruz nach dem Gespräch mit dem päpstlichen Sonderermittler Charles Scicluna

Scicluna, Erzbischof von Malta, untersucht im Auftrag von Papst Franziskus Vertuschungsvorwürfe gegen Bischof Juan Barros aus der chilenischen Diözese Osorno. Dazu traf er sich zunächst mit Cruz in dessen Wahlheimat, den USA, bevor er nach Chile weiterfliegt, um weitere Opfer zu befragen.

Cruz belastet Bischof

Mit einem bereits drei Jahre alten Brief hatte Cruz den Vatikan in Erklärungsnot gebracht. In dem inzwischen weltweit bekannten Schreiben belastete Cruz den heutigen Bischof Juan Barros schwer: Dieser habe in den 1980er Jahren als Priester etliche Fälle von sexuellem Missbrauch von Jungen durch seinen inzwischen vom Vatikan verurteilten damaligen Amtsbruder Fernando Karadima mit angesehen, ohne dagegen einzuschreiten.

Brisant war das Schreiben, weil es den Vatikan bereits drei Wochen vor der 2015 erfolgten Amtseinführung von Barros in der Diözese Osorno - er war zuvor ab Mitte der 1990er Jahre u.a. Weihbischof in Valparaiso und später Diözesanbischof von Iquique sowie chilenischer Militärbischof - erreicht haben soll.

Schatten für Papst-Besuch

Papst Franziskus hatte während seines Chile-Besuchs im Jänner erklärt, es gebe keine Beweise dafür, dass der von ihm zum Bischof von Osorno ernannte Barros sexuellen Missbrauch durch Karadima vertuscht habe. Barros’ Amtseinführung wurde damals begleitet von heftigen Protesten Hunderter Demonstranten, die gegen seine Bischofsernennung waren.

Die Proteste gegen Barros überschatteten auch den Papstbesuch in Chile. Franziskus entschuldigte sich später für seine Wortwahl und beauftragte den maltesischen Erzbischof Scicluna als Sonderermittler mit der Aufklärung des Falles.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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