Dialogplattform für Nahen Osten in Wien gegründet

Hochrangige christliche und muslimische Religionsvertreter haben am Montag in Wien auf einem Gipfel der Religionen des Nahen Ostens eine Dialogplattform für die Region ins Leben gerufen. Das internationale Dialogzentrum (KAICIID) organisiert die zweitägige Konferenz.

Die Plattform, die erste dieser Art, soll in der gesamten Nahost-Region wirken, heißt es in einer Aussendung von KAICIID am Montag. 23 der ranghöchsten religiösen Führungspersönlichkeiten bekannten sich zu einer Zusammenarbeit über die Plattform. Sie startet als Kooperation zwischen Christen und Muslimen, Vertreter jüdischen Glaubens sind bisher nicht dabei. Die Dialoginitiative solle aber in weiterer Folge offen für alle Religionen sein, wie KAICIID erklärte, und Religionsführer des Nahen Ostens regelmäßig zusammenbringen, um Pläne und Initiativen abzustimmen.

Schäden des Extremismus beheben

Sinn und Zweck der Dialogplattform sei es, einen Beitrag dazu zu leisten, Schäden zu beheben, die extremistische Rhetorik, Gewalt und Missbrauch in der arabischen Welt angerichtet haben. Unter den Gründungsmitglieder der Initiative sind etwa Sheikh Shawki Ibrahim Allam und Sheikh Abdullatif Derian (Großmuftis Ägyptens und des Libanon), Kardinal Mar Bechara Boutros Al-Rai (Oberhaupt der maronitischen Kirche), Tawfeeq bin AbdulAziz AlSediry (Vize-Minister für Islamische Angelegenheiten Saudi-Arabiens).

Auch dabei sind Tawadros II. (Pope von Alexandria und Patriarch der Koptischen Orthodoxen Kirche von Alexandria), Sheikh Muhammad Hussein (Großmufti von Jerusalem und Palästina), Patriarch Yohanna X. Yazigi (griechisch-orthodoxer Patriarch von Antiocha), Sheikh al-Aql Naim Hassan (Oberhaupt der Gemeinschaft der Drusen im Libanon) und Andrea Zaki (Oberhaupt der Protestanten in Ägypten).

Beginn 2014 in Wien

Das Dialogprojekt ist ein Ergebnis mehrjähriger Bemühungen: Am Anfang stand ein erstes Gipfeltreffen in Wien: 2014 lud das KAICIID zur Konferenz „Vereint gegen Gewalt durch Religion“. Das Treffen stand unter dem Eindruck der Kriege in Syrien und im Irak und dem Missbrauch der Religion in diesen Konflikten.

Die versammelten religiösen Führer der arabischen Welt beschlossen, ihre Kräfte zu bündeln, um dagegen wirksam aufzutreten. Sie verabschiedeten die „Vienna Declaration“, die sich strikt gegen Gewalt als Mittel der Religion wendet.

Religionsgipfel mit hochrangigen Vertretern

Auf der zweitägigen Konferenz mit dem Thema „Interreligiöser Dialog für den Frieden: Die Förderung der friedlichen Koexistenz und der gemeinsamen Bürgerschaft“ soll nun weiter gearbeitet werden. Hochrangige muslimische und christliche Religionsvertreter sowie Vertreter der Diplomatie der UNO, Österreichs, Spaniens und Saudi-Arabiens beschäftigen sich mit der Frage, wie der interreligiöse Dialog zum Frieden im arabischen Raum beitragen kann.

An dem Treffen nehmen auch Vertreter aus anderen Konfliktregionen teil, wie die katholische Nachrichtenagentur Kathpress kürzlich berichtete, darunter der nigerianische Kardinal John Onaiyekan und mit Joseph Maung Win und Aye Lwin zwei hochrangige Vertreter des Christentums und Islams aus Myanmar. Ziel der Konferenz ist neben der Gründung von nationalen und regionalen Plattformen von Religionsführern in Konfliktregionen auch die Erstellung eines gemeinsamen Aktionsplans gegen Missbrauch von Religionen. Auf der Website von KAICIID kann die Konferenz via Livestream mitverfolgt werden.

akin, religion.ORF.at/KAP

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