Fünf Jahre Papst Franziskus

Vor fünf Jahren wurde Jorge Mario Bergoglio nach dem spektakulären Rücktritt von Papst Benedikt XVI. dessen Nachfolger. Der gelernte Chemietechniker begeht sein Jubiläum mit einer Pilgerreise.

Am 13. März 2013, wurde der Erzbischof von Buenos Aires, Kardinal Jorge Mario Bergoglio, in einem kurzen Konklave im fünften Wahlgang zum Papst gewählt. Der erste Papst aus Lateinamerika nahm den Namen Franziskus an. Ein schlichtes „buona sera“ („Guten Abend“) waren seine ersten Worte an die Weltkirche.

Bevor Franziskus von der Loggia des Petersdoms aus die Menschen auf dem Petersplatz segnete, verneigte er sich und bat sie um ihr Gebet. Eine damals neue Geste, aus der inzwischen jener Satz geworden ist, mit dem Franziskus fast jede seiner Ansprachen beendet: „Bitte vergesst nicht, für mich zu beten“. Viele Menschen hatten gehofft, dass der Argentinier die Kirche modernisiert.

Papst Franziskus richtet seine Brille zurecht

APA/AFP/Andreas Solaro

Papst Franziskus

Medien und Gläubige attestieren dem Kirchenoberhaupt eine Neugestaltung der Kirche, auch wenn sich die meisten Kommentatoren einig sind, dass die Umsetzung teilweise noch aussteht - etwa im Bereich der Kurienreform.

Umfrage: Zufrieden, aber kaum Ergebnisse

Eine repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur (dpa) ergab, dass die Deutschen zwar zufrieden mit dem sind, was Bergoglio als Papst erreicht hat, gleichzeitig aber kaum konkrete Ergebnisse sehen. Viele Menschen scheinen auch nicht im Detail zu verfolgen, was der Papst im Einzelnen tut - oder haben schlicht keine Meinung dazu.

Zum Beispiel das Versprechen des Papstes, entschlossener gegen Kindesmissbrauch vorzugehen, sehen 17 Prozent der Befragten nicht erfüllt: Sie finden, dass Franziskus den Kampf gegen Missbrauch nicht entscheidend verstärkt hat. Jeder Fünfte wünscht sich, dass er auf diesem Feld künftig noch mehr tun möge.

Obwohl Franziskus auf zwei Familiensynoden einstige Tabuthemen wie Homosexualität diskutieren ließ und sagte, Homosexuelle dürften nicht aus der Kirche ausgegrenzt werden, hat sich nach Ansicht der Befragten die Haltung der Kirche zu Homosexuellen nicht verändert. Auch was die Reform der Vatikan-Finanzen, die Annäherung an die evangelische Kirche sowie die Öffnung der Kirche für Frauen angeht, nehmen nur einige wenige Veränderungen wahr.

Bischof Jorge Mario Bergoglio bei einem Besuch der Slums von Buenos Aires 1998

Reuters/Parroquia Virgen de Caacupe

Bischof Bergoglio 1998 beim Besuch der Slums von Buenos Aires

Missio: „Papst der Weltmission“

Für den Nationaldirektor der „Päpstlichen Missionswerke“ Österreich „Missio“, Pater Karl Wallner, ist Franziskus der „Papst der Weltmission“: Er gehe werbend auf Menschen zu und lebe selbst eine missionarische Haltung vor, betonte Wallner zum fünften Jahrestag der Papstwahl am Dienstag in einer Aussendung. Franziskus habe in seiner Amtszeit bisher eine „Mentalität des Hinausgehens“ entwickelt und vermittle einen „inneren missionarischen Impetus“ durch starke Gesten des Alltags. Sein Tun und Schreiben drücke den Wunsch aus, „mit der Kirche aufzubrechen“ und ein „neues missionarisches Bewusstsein“ zu schaffen.

Jubiläumswoche

Die Jubiläumswoche will Papst Franziskus am Samstag durch eine Wallfahrt zum Grab des populären Kapuziners Padre Pio da Pietralcina (1887-1968) in Süditalien markieren. Am Montagvormittag empfing der Papst 300 französische Politiker aus der Provinz Marseille, die in Begleitung des Vorsitzenden der Französischen Bischofskonferenz, Erzbischof Georges Pontier, den Vatikan näher kennenlernen wollen. Das Treffen mit den Politikern folgte auf eine Begegnung mit dem Prior der ökumenischen Taize-Gemeinschaft, Frere Alois Löser.

Der Dienstag ist für vatikanische Angestellte ein Grund zum Feiern, denn im Vatikan ist der Wahltag des amtierenden Papstes ein Feiertag. Am Mittwoch findet wie gewohnt die Generalaudienz statt, während Franziskus am Freitag der Fastenpredigt von Pater Raniero Cantalamessa beiwohnt.

Pilgerreise mit Krankenbesuch

Am Samstag unternimmt Franziskus die Pilgerreise nach Süditalien. Am Sonntag wird er das Angelusgebet vom Fester des Apostolischen Palastes aus sprechen. Padre Pio, dessen Grab in Süditalien Franziskus am 17. März besucht und dessen Todestag sich am 23. September zum 50. Mal jährt, liegt mit seiner Betonung der Volksreligiosität, der Barmherzigkeit und der Armut ganz auf der Linie des Bildes von Heiligkeit, das Papst Franziskus hochhält.

Im süditalienischen Pietralcina wird Franziskus am Samstag auch mit Gläubigen und Kranken zusammentreffen. Eine Messe schließt die Reise ab. Bereits am Sonntag hatte Franziskus den 60. Jahrestag seines Eintritts in den Jesuitenorden begangen.

Gelernter Chemietechniker

Jorge Mario Bergoglio wurde am 17. Dezember 1936 in Buenos Aires geboren. Sein Vater war aus Italien eingewandert und arbeitete bei der Bahn. 1958 schloss er sich nach einem Abschluss als Chemietechniker mit 22 Jahren den Jesuiten an. Fünf Jahre später schloss er sein Philosophiestudium am Kolleg San José in San Miguel ab.

1969 wurde der spätere Papst zum Priester geweiht, 1967 bis 1970 studierte er Theologie. Mit 36 Jahren stieg er zum Provinzial der Jesuiten und damit führenden Kopf des Ordens in Argentinien auf. 1980 bis 1986 arbeitete Bergolglio als Rektor des Kollegs San Jose und Pfarrer von San Miguel. Am 27. Juni 1992 empfing er die Bischofsweihe.

Am 28. Februar 1998 fand sie Ernennung zum Erzbischof von Buenos Aires statt und 2001 Bergoglio wurde er Kardinal. Am 13. März 2013 wurde er im Alter von 76 Jahren zum Nachfolger des emeritierten Papstes Benedikt XVI. gewählt.

Jorge Mario Bergoglio als Erzbischof von Buenos Aires 2009

Reuters/Marcos Brindicci

Jorge Mario Bergoglio als Erzbischof von Buenos Aires 2009

Experten: Gegenbewegung in Arbeit

In einem Punkt ist sich die Mehrheit der Befragten einig: Dass Franziskus anders als sein Vorgänger Benedikt bis an sein Lebensende Papst bleiben wird. Nur 20 Prozent sind der Ansicht, dass er ebenfalls freiwillig zurücktreten wird.

Vatikan-Experten sehen allerdings in der Gegenwehr, die sich innerhalb der Kirche gegen den Reformkurs von Franziskus gebildet hat, einen Ausdruck dafür, dass sie schon an einer „Post-Franziskus“-Zeit arbeiten. Die Gegner seien wie die konservative Tea-Party-Bewegung in den USA im Fall des damaligen Präsidenten Barack Obama, sagte Papst-Autor Marco Politi am Montag in Rom. „Sie haben weniger dem aktuellen Präsidenten geschadet, als Einfluss auf die Wahl des Nachfolgers genommen.“ Wichtig sei ihnen vor allem, dass es keinen „Franziskus II.“ gebe.

religion.ORF.at/APA/AFP/KAP/dpa

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