Vatikan manipulierte Foto von Brief Benedikts XVI.

Der Vatikan hat mit einem manipulierten Foto eines Briefs von Benedikt XVI. Irritationen ausgelöst. Der emeritierte Papst hatte mit dem Schreiben eine Buchreihe über die Theologie von Franziskus begrüßt.

Die Buchreihe, eine Sammlung von Heftchen in einem Schuber, war zum Anlass der Wahl von Papst Franziskus vor fünf Jahren vorgestellt worden. Die Zeilen, in denen der fast 91-jährige Benedikt XVI. erklärt, er habe die Bände gar nicht gelesen, sind in dem Pressebild verschwommen wiedergegeben. Das offizielle Vatikan-Nachrichtenportal Vatican News hatte am Montag darüber berichtet. Der Vatikan räumte inzwischen auf Nachfrage internationaler Medien eine entsprechende Bearbeitung des Fotos ein.

Zeilen verschwommen wiedergegeben

Im ersten Teil des Briefs betont Benedikt XVI. die Kontinuität zwischen sich und seinem Nachfolger Franziskus. Es sei ein „törichtes Vorurteil, demzufolge Papst Franziskus nur ein Praktiker ohne besondere theologische oder philosophische Bildung wäre, während ich einzig ein theoretischer Theologe gewesen sei, der wenig vom konkreten Leben eines heutigen Christen verstanden hätte“, so Benedikt XVI.

Screenshot der Website Vatican News, der Brief von Benedikt XVI. über eine Buchreihe über die Theologie von Franziskus mit verschwommenen letzten Zeilen

Screenshot Vatican News

Brief von Benedikt XVI. über eine Buchreihe über die Theologie von Franziskus mit verschwommenen letzten Zeilen

Weiter nannte er Franziskus einen „Mann von tiefer philosophischer und theologischer Bildung“. Die Bucherscheinung verweise auf „die innere Kontinuität zwischen den beiden Pontifikaten, wenngleich mit allen Unterschieden in Stil und Temperament“.

Keine Einleitung

Im folgenden, auf dem Foto nicht wiedergegebenen Absatz erklärt Benedikt XVI., er habe keine kurze theologische Einleitung zu den Bänden schreiben wollen, weil er sich immer nur zu Büchern geäußert habe, die er auch wirklich gelesen habe. „Leider bin ich, auch aus physischen Gründen, nicht imstande, die elf Bändchen in nächster Zeit zu lesen, umso mehr, als mich andere, bereits angenommene Verpflichtungen erwarten“, so Benedikt XVI.

Kommentatoren sahen darin einen Hinweis, Benedikt XVI. sei zu einer Gefälligkeitsäußerung gedrängt worden, ohne ein wirkliches Interesse an der Publikation zu haben. Das habe der Vatikan verschleiern wollen. Tatsächlich enthielt auch die vom Vatikan schriftlich verbreitete Mitteilung des Briefinhalts nur den ersten, lobenden Teil.

Allerdings trug der Leiter des vatikanischen Mediensekretariats, Dario Vigano, bei der Präsentation der Buchreihe am Montag das Schreiben Benedikts XVI. vollständig im Wortlaut vor, darunter auch jene Zeilen, in denen der emeritierte Papst deutlich machte, dass er die Bände nicht gelesen habe.

religion.ORF.at/KAP

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