Wien: Deutschsprachige Orthodoxe mit eigener Kapelle

Die deutschsprachige orthodoxe Gemeinde in Wien hat nun mit der Kapelle zum Hl. Johannes Chrysostomos (Hafnersteig 8, 1010 Wien) eine eigene Gottesdienststätte.

Am vergangenen Sonntag feierte die Gemeinde mit ihrem Priester Nikolaus Rappert erstmals die Göttliche Liturgie in der Kapelle. An dem Gottesdienst mit gut 50 Gläubigen nahm auch Metropolit Arsenios (Kardamakis) teil. Feierlich eingeweiht wurde die Kapelle wenige Tagen zuvor vom Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. An der Feier nahmen unter anderen auch Patriarch Theodoros II. von Alexandrien und der vatikanische Ökumene-Kardinal Kurt Koch teil.

Für Sonn- und Werktage

Die neue Kapelle wird an Sonntagen der deutschsprachigen orthodoxen Gemeinde zur Verfügung stehen, soll aber auch wochentags zu einem Ort des Gebets für alle Mitglieder der griechisch-orthodoxen Kirche werden, wie die Metropolis von Austria mitteilte.

Die Kapelle wurde laut Metropolis aus gutem Grund dem Hl. Johannes Chrysostomos geweiht. Dieser habe bereits im 4. Jahrhundert als Bischof von Konstantinopel den dort ansässigen Goten ermöglichte, die Liturgie in ihrer Landessprache zu feiern und für sie einen eigenen Klerus und eine eigene Kirche geweiht. In gleicher Weise wurde P. Nikolaus Rappert, ein gebürtiger Wiener, von Metropolit Arsenios mit der pastoralen Fürsorge und dem Aufbau der deutschsprachigen Gemeinde beauftragt.

Durch Spenden ermöglicht

Die Kapelle wurde im vom Hafnersteig ebenerdig zugängliche Kellergewölbe unter der Kathedrale zur Heiligen Dreifaltigkeit (Fleischmarkt 13) eingerichtet. Die griechisch-orthodoxe Kirche war dabei vor allem auf Spenden angewiesen. Die Kapelle ist im klassischen byzantinischen Stil ausgestaltet. Die in weißem Marmor ausgeführte Ikonostase erinnert an die in ihrer heutigen Form aus dem 11. Jahrhundert stammende Kirche Panagia Kapnikarea im Herzen von Athen, die in ihrer Anlage auf einen Vorgängerbau aus dem 5. Jahrhundert zurückgeht.

Die neue deutschsprachige orthodoxe Gemeinde gehört kirchenrechtlich zur griechisch-orthodoxen Metropolis von Austria und zugleich übergeordnet dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel an.

Immer wieder Übertritte

Für die Bildung der deutschsprachigen Gemeinde gibt es mehrere Gründe. Zum einen gibt es immer wieder Übertritte von Österreichern zur orthodoxen Kirche. Diese Gläubigen können einem orthodoxen Gottesdienst dann nicht folgen, finden diese doch hierzulande etwa auf Griechisch, Serbisch, Russisch, Rumänisch oder Bulgarisch statt.

Zum anderen gibt es auch immer mehr Mischehen zwischen orthodoxen Christen unterschiedlicher Nationalität. Und auch in diesem Fall besteht für die Ehepartner oft keine Möglichkeit, gemeinsam einen Gottesdienst zu besuchen, in dem beide die liturgische Sprache verstehen. Die gemeinsame Sprache aller orthodoxen Christen in Österreich ist schlicht Deutsch. In diesem Sinne sei die Gottesdienstgemeinde auch bunt gemischt, wie Pfarrer Rappert gegenüber Kathpress unterstreicht.

Besucher übernehmen Aufgaben des Chors

In orthodoxen Gottesdiensten gibt es in der Regel einen Chor, der die zahlreichen Gesänge bzw. Gebete rezitiert. Den hat die deutschsprachige Gemeinde (noch) nicht. Deshalb würden die Gottesdienstbesucher aktiver ins liturgische Geschehen miteinbezogen und würden Aufgaben des Chores übernehmen, so Rappert.

Orthodoxe Gottesdienste in deutscher Sprache gibt es bereits seit 2016, bisher alternierend und nicht ganz regelmäßig in der griechisch-orthodoxen Dreifaltigkeitskathedrale oder der St. Georgskirche (Griechengasse 5). Die nun regelmäßige Göttliche Liturgie in der Kapelle zum Hl. Johannes Chrysostomos beginnt jeden Sonntag um 8.30 Uhr.

religion.ORF.at/KAP

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