Vatikan erstmals bei Architektur-Biennale in Venedig

Erstmals nimmt der Vatikan an der Architektur-Biennale in Venedig teil. Der Beitrag des Heiligen Stuhls zu der internationalen Ausstellung hat das Thema „Vatican Chapels“.

Er besteht aus zehn Kapellen auf einem zwei Hektar großen Grundstück auf der Insel San Giorgio Maggiore. Biennale-Präsident Paolo Barratta würdigte das Projekt am Dienstag im Vatikan als Auseinandersetzung mit Architektur als Punkt der Begegnung zwischen Individuum und Gemeinschaft. Die 16. Architektur-Biennale steht unter dem Titel „Freespace“ und dauert vom 26. Mai bis 25. November.

Inspiration „Kapelle im Wald“

Der Vatikan-Beitrag ist von der „Kapelle im Wald“ inspiriert, die der schwedische Architekt Gunnar Asplund (1885-1940) für den Stockholmer Waldfriedhof entwarf. Pläne und ein Modell sollen im Eingangsbereich des Vatikan-Pavillon gezeigt werden.

Architekt und Kurator des Vatikan-Pavillons Francesco Dal Co, Kardinal Gianfranco Ravasi, und Biennale-Präsident Paolo Baratta

APA/AP/Andrew Medichini

(V. l.:) Kurator des Vatikan-Pavillons Francesco Dal Co, Kardinal Gianfranco Ravasi und Biennale-Präsident Paolo Baratta

Für eigene Entwürfe gewann der Heilige Stuhl Architekten wie Norman Foster, den Portugiesen Eduardo Souto de Moura und den Japaner Terunobu Fujimori, der für seine Kapelle auf historische Zen-Architektur zurückgriff. Auch junge Architekturschaffende wie die Brasilianerin Carla Juacaba und „Flores & Prats“ aus Barcelona leisten Beiträge.

Trennung Kunst-Kirche wieder heilen

Der päpstliche Kulturbeauftragte Kardinal Gianfranco Ravasi erinnerte an die vor mehr als 150 Jahren begonnene Trennung zwischen Kunst und Kirche, die es wieder zu heilen gelte. Er kritisierte, zu oft hätten Entwürfe für Sakralarchitektur bereits Bekanntes kopiert, um bessere Chancen bei der Auftragsvergabe zu haben; auch gebe es große Defizite bei der ästhetischen Bildung des Klerus.

Der Präsident des päpstlichen Kulturrats lobte Interreligiosität und Interkulturalität und sprach sich für eine angstfreie Offenheit der Kirche gegenüber neuen Formen aus. Ravasi kündigte für September einen Dialog zwischen vier Architekten unter dem Titel „Zwischen Babylon und Jerusalem“ an. Ort der Veranstaltung ist ebenfalls die Insel San Giorgo.

Rund 20 Unternehmen beteiligt

Zu den Kosten des Biennale-Projekts wollte der Kurator des Vatikan-Pavillons, Francesco Dal Co, bei der Präsentation keine Zahlen nennen. An der Realisierung wirken rund 20 Unternehmen mit. Bei ihnen handle es sich eher um „Bauherren“ als um Sponsoren, sagte Dal Co. Die Kapellen sollen nach der Schau gegebenenfalls an anderen Orten weiterverwendet werden.

Bei der Architektur-Biennale sind 65 Nationen vertreten. Neben dem Vatikan sind sechs weitere Staaten erstmals präsent, darunter Saudi-Arabien, Pakistan und der Antillen-Staat Barbuda.

An der Kunst-Biennale nahm der Heilige Stuhl erstmals 2013 mit einem eigenen Pavillon teil. Thema war die Schöpfungsgeschichte. 2015 stand der Beitrag unter dem Motto „Ursprung“. 2017 verzichtete der Vatikan auf eine Teilnahme, um sich stattdessen auf das Debüt bei der Architektur-Biennale zu konzentrieren.

religion.ORF.at/KAP

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