Vatikan: „Irland erleichtert dem Tod die Drecksarbeit“

Der Vatikan hat scharfe Kritik an der Abschaffung des Abtreibungsverbots in Irland geübt. „Alles, was in irgendeiner Weise dem Tod die Drecksarbeit leichter macht, stimmt uns nicht besonders froh“, sagte Erzbischof Vincenzo Paglia.

Erzbischof Vincenzo Paglia ist der Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben, und gab am Sonntag dem Onlineportal Vatican News ein Interview zum Thema. „Ich glaube, da gibt es keinen Sieg zu verkünden und nichts zu feiern“, sagte Paglia mit Blick auf den Jubel vieler Irinnen und Iren über das klare Referendumsergebnis.

„Kein Sieg und nichts zu feiern“

Die Iren hatten am Freitag mit einer Zweidrittelmehrheit für eine Streichung des vor 35 Jahren auf Betreiben der römisch-katholischen Kirche in die Verfassung aufgenommenen Abtreibungsverbots gestimmt.

Der vatikanische Kurienerzbischof Vincenzo Paglia

Reuters/Alessandro Bianchi

„Ich glaube, da gibt es keinen Sieg zu verkünden und nichts zu feiern“, sagte Paglia.

Gegner des Verbots hatten geltend gemacht, dass dieses viele Frauen gesellschaftlicher Ächtung preisgegeben und sogar in den Tod getrieben habe - durch Selbstmord oder infolge von medizinischen Komplikationen durch nicht durchgeführte Schwangerschaftsabbrüche.

Kirche müsse Leben auch fördern und begleiten

Paglia sagte, man müsse sehen, auf welche gesetzliche Regelung Irlands Politiker sich letztlich einigen. Die Regierung von Ministerpräsident Leo Varadkar kündigte an, bis Ende des Jahres ein neues Abtreibungsgesetz verabschieden zu wollen, wonach Schwangerschaftsabbrüche bis zur zwölften Woche legal sind. Danach sollen Abtreibungen nur aus medizinischen Gründen erlaubt sein.

Erzbischof Paglia zeigte sich in dem Interview auch nachdenklich. Die Entwicklung in Irland müsse die Kirche „dazu bringen, das Leben nicht nur zu verteidigen, sondern auch zu fördern, zu begleiten“. Es gelte Bedingungen zu schaffen, „in denen es nicht mehr zu so dramatischen Entscheidungen kommt“.

religion.ORF.at/APA

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