Papst-Sonderermittler bei Missbrauchsopfern in Chile

Der Sonderermittler des Vatikans zum Missbrauchsskandal in Chile, Charles Scicluna, ist am Dienstag in dem südamerikanischen Land eingetroffen.

Zusammen mit dem Papst-Gesandten Jordi Bertomeu soll er Missbrauchsopfer befragen und die chilenischen Diözesen im Umgang mit neuen Missbrauchsklagen anleiten. „Wir sind gekommen, um um Vergebung zu bitten“, sagte Bertomeu bei der Ankunft der beiden in Santiago de Chile.

Die päpstlichen Sonderermittler im Missbrauchsfall in Chile bei einer Pressekonferenz: V. l. n. r.:  Nuntius Ivo Scapolo, Erzbischof Charles Scicluna, Gesandter Jordi Bertomeu

APA/AP/Esteban Felix

Die päpstlichen Sonderermittler bei einer Pressekonferenz in Santiago de Chile. V. l. n. r.: Nuntius Ivo Scapolo, Erzbischof Charles Scicluna, Gesandter Jordi Bertomeu

„Technische und rechtliche Hilfe“

Die beiden Sonderermittler sollen am Mittwoch mit Kirchenrechtsexperten der chilenischen Diözesen zusammentreffen. Sie sollen „technische und rechtliche Hilfe“ leisten, damit „auf jeden Fall sexuellen Missbrauchs“ durch Kirchenvertreter „angemessene Antworten“ geliefert werden könnten, sagte der maltesische Erzbischof Charles Scicluna vor Journalisten. Zudem ist eine Reise zu der von Bischof Juan Barros geleiteten Diözese von Osorno vorgesehen.

Barros ist einer von drei chilenischen Bischöfen, deren Rücktritt Papst Franziskus Anfang der Woche akzeptierte. Barros soll den wegen Kindesmissbrauchs verurteilten ehemaligen Priesterausbilder Fernando Karadima gedeckt haben. Der Papst hatte Barros 2015 trotz der gegen ihn erhobenen Vorwürfe zum Bischof von Osorno ernannt.

Papst hatte Fehler eingeräumt

Franziskus hatte den 61-jährigen Barros Anfang des Jahres außerdem bei einem Chile-Besuch öffentlich in Schutz genommen. Davon rückte er später wieder ab. Im April räumte der Papst „schwere Fehler“ im Umgang mit dem Missbrauchsskandal ein. Er äußerte „Scham“ und „Schmerz“ angesichts des Leidens der Missbrauchsopfer.

Die beiden anderen Bischöfe, deren Rücktritt Franziskus akzeptierte, sind 75 Jahre alt und haben damit das normale Rentenalter erreicht. Insgesamt hatten Mitte Mai 34 Bischöfe ihren Rückzug vom Amt erklärt und den Papst gebeten, über jeden von ihnen zu entscheiden. Die Bischöfe baten die Missbrauchsopfer für den ihnen zugefügten „Schmerz“ um Verzeihung, ebenso „den Papst, das Volk Gottes und unser Land für die von uns begangenen schweren Fehler und Unterlassungen“.

Zahlreichen Mitgliedern der katholischen Kirche in Chile wird vorgeworfen, den Kindesmissbrauch durch den ehemaligen Priesterausbilder Karadima in den 80er und 90er Jahren ignoriert oder vertuscht zu haben. Die Vatikanjustiz hatte Karadima 2010 wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger schuldig gesprochen.

religion.ORF.at/APA/AFP

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