Australien: Schweigegebot bei Missbrauch verworfen

In einem australischen Bundesstaat müssen katholische Priester künftig Fälle sexuellen Missbrauchs melden, von denen sie im Beichtstuhl erfahren.

Tun sie das nicht, müssen sie ab Oktober mit einer Geldstrafe von bis zu 10.000 australischen Dollar (rund 6.400 Euro) rechnen. Das geht aus einem bereits im Vorjahr in Südaustralien (Bundesstaat South Australia) beschlossenen Gesetz hervor, aus dem am Donnerstag erstmals Details öffentlich wurden. Staatsanwältin Vickie Chapman forderte weitere Staaten dazu aus, der Klage zu folgen, wie der britische „Guardian“ am Donnerstag in seiner Onlineausgabe berichtete.

Die St.-Mary's-Kathedrale in Sydney, Australien

APA/AP/Rick Rycroft

St.-Mary’s-Kathedrale in Sydney, Australien: Die katholische Kirche werde die Konsequenzen aus dem Gesetz abwägen, hieß es.

Eine groß angelegte Untersuchung hatte vergangenes Jahr ergeben, dass Zehntausende Kinder in australischen Einrichtungen sexuell missbraucht wurden. Sieben Prozent der Priester in dem Land sollen demnach zwischen 1960 und 2015 Kinder missbraucht haben.

Gilt auch für Lehrer und Ärzte

Mit dem neuen Gesetz zum Schutz von Kindern ist Südaustralien nun der erste Bundesstaat des Landes, in dem das Schweigegebot abgeschafft wurde. Außer Geistlichen müssen nun auch Lehrer, Ärzte und Sozialarbeiter sexuellen Missbrauch von Kindern melden.

Die katholische Kirche von Südaustralien werde die Folgen des neuen Gesetzes prüfen, teilte sie nun mit. Der Erzbischof von Adelaide, Greg O’Kelly, sagte, die Kirche habe „von dieser Änderung bis heute nichts gewusst“, die Konsequenzen würden jetzt durchdacht.

Nach katholischem Kirchenrecht - und auch in den meisten christlich geprägten Ländern nach staatlichem Recht - dürfen Priester Informationen, die sie im Beichtstuhl erhalten, nicht preisgeben (Beichtgeheimnis). Bezüglich der Schwere der bei der Beichte verratenen Verbrechen gibt es von Staat zu Staat Unterschiede. Erst im Mai war der australische Erzbischof Philip Wilson wegen der Vertuschung von Missbrauchsvorwürfen gegen einen anderen Geistlichen schuldig gesprochen worden.

religion.ORF.at/APA/dpa

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