Papst ernennt 14 neue Kardinäle aus elf Ländern

Papst Franziskus erhebt am Donnerstag zum fünften Mal in seiner Amtszeit Kirchenvertreter in den Kardinalsstand. Die 14 neuen Kardinäle kommen aus Japan, Indien, Irak, Spanien, Italien, Polen, Portugal, Mexiko, Bolivien, Peru und Madagaskar.

Mit den Ernennungen steigt die Zahl der zur Papst-Wahl berechtigten Kardinäle auf 125; weitere 101 haben die Altersgrenze von 80 Jahren bereits überschritten. Am Donnerstagnachmittag (16.00 Uhr) hält Franziskus im Petersdom das Konsistorium mit der Kardinalskreierung, tags darauf feiert er auf dem Petersplatz eine Festmesse zu Ehren der römischen Stadtheiligen Petrus und Paulus und überreicht den neuen Erzbischöfen Pallien (weiße Wollstolen).

Kardinal Schönborn dabei

Kardinal Christoph Schönborn nimmt am Konsistorium teil. Die Kardinalsernennungen sollten die „Universalität der Kirche“ widerspiegeln, sagte Franziskus bei der Ankündigung Mitte Mai. Unter den Namen sind der irakische Patriarch Louis Raphael I. Sako aus Bagdad, Erzbischof Joseph Coutts aus der pakistanischen Metropole Karachi, Erzbischof Desire Tsarahazana aus Toamasina in Madagaskar und Osakas (Japan) Erzbischof Thomas Aquinas Manyo Maeda.

Papst Franziskus und der irakische Patriarch Louis Raphael I. Sako

APA/AFP/Luca Zennaro

Unter den Genannten ist der irakische Patriarch Louis Raphael I. Sako.

Auch Almosenamt-Leiter erhält Kardinalsrang

In den Kardinalsrang erhebt der Papst auch den Leiter seines Almosenamtes, Erzbischof Konrad Krajewski, sowie die Kurienerzbischöfe Luis Ladaria, Präfekt der Glaubenskongregation, und Giovanni Angelo Becciu, Leiter der Sektion für Allgemeine Angelegenheiten im vatikanischen Staatssekretariat und Sondergesandter beim Malteserorden. Auch der Vertreter des Papstes in der Diözese Rom, Erzbischof Angelo De Donatis, wird Kardinal.

Drei Kandidaten erhalten die Kardinalswürde jenseits der Altersgrenze von 80 Jahren. Es sind dies der mexikanische Erzbischof Sergio Obeso Rivera (86), der bolivianische Bischof Toribio Ticona Porco (81) und der spanische Claretiner-Pater Aquilino Bocos Merino (80). Der Papst würdigt damit nach eigenen Worten deren besondere Verdienste für die Kirche.

Papst-Berater und Papst-Wähler

Ein Kardinal ist der höchste katholische Würdenträger nach dem Papst. Das Wort „Kardinal“ leitet sich vom lateinischen Wort „cardo“ (Türangel) ab. Das Kardinalskollegium ist das wichtigste Beratergremium des Papstes. Zudem hat es die Aufgabe, für die Papst-Wahl zu sorgen, wie es im Kirchenrecht (Can. 349) heißt. Am Konklave zur Wahl eines neuen Kirchenoberhauptes dürfen jedoch nur jene Kardinäle teilnehmen, die das 80. Lebensjahr noch nicht vollendet haben.

Der Papst wählt die Kardinäle frei aus. Sie müssen laut dem Kirchenrecht „wenigstens die Priesterweihe empfangen haben, sich in Glaube, Sitte, Frömmigkeit sowie durch Klugheit in Verwaltungsangelegenheiten auszeichnen; wer noch nicht Bischof ist, muss die Bischofsweihe empfangen“.

Internationalisierung schreitet voran

In der Vergangenheit bestand das Kardinalskollegium mehrheitlich aus Europäern, mit einem sehr großen Anteil an Italienern. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) vollzieht sich eine Internationalisierung. Europa stellt immer noch die größte Gruppe, jedoch nicht mehr mit absoluter Mehrheit.

Zu Kardinälen werden die Leiter aller römischen Kongregationen wie auch die Chefs anderer wichtiger Kurienbehörden ernannt. Außerdem ist die Würde traditionell an große und wichtige Diözesen gebunden. Die Kurienkardinäle sind zur Residenz in der Stadt Rom verpflichtet. Die Kardinäle, die eine Diözese leiten, müssen sich nach Rom begeben, „sooft sie der Papst einberuft“. Das geschieht zu Vollversammlungen, wenn der Papst den Rat seiner wichtigsten Berater einholen will, aber auch zu einzelnen Sonderaufträgen.

Rotes Gewand und Kardinalsbirett

Kreiert werden die neuen Kardinäle durch ein Dekret des Papstes, das er bei einem Konsistorium vor dem Kardinalskollegium verkündet. Dabei erhalten die neuen Würdenträger zu ihrem hellroten Gewand vom Papst das Kardinalsbirett.

Außerdem weist der Papst jedem von ihnen einen Titelsitz in Rom oder Umgebung zu: ein Titulardiözese, eine römische Kirche oder eine Diakonie - je nachdem, ob der Kandidat der Klasse der Kardinalbischöfe, der Kardinalpriester oder der Kardinaldiakone angehört. Der Titelsitz soll die Verbundenheit des Kardinals mit dem Papst als Bischof von Rom unterstreichen.

Messe zu Hochfest Peter und Paul

Bei der Festmesse zum Hochfest Peter und Paul am Freitag (29. Juni) um 9.30 Uhr auf dem Petersplatz weiht der Papst die sogenannten Pallien, Ehrenzeichen für neu ernannte Leiter von Erzdiözesen. Es handelt sich um schmale, mit Kreuzen bestickte Streifen aus weißer Lammwolle, die über dem Messgewand getragen werden. Diese Stolen werden zuvor am Grab des heiligen Petrus aufbewahrt und sollen die besondere Verbundenheit der Erzbischöfe mit Rom ausdrücken. Unter den neuen Erzbischöfen, die das Pallium als Zeichen ihrer Amtswürde erhalten, ist auch der Pariser Erzbischof Michel Aupetit.

Kardinal Christoph Schönborn wird am Freitag wieder in Wien sein. Er feiert am 29. Juni um 18.00 Uhr im Stephansdom ein Pontifikalamt im Stephansdom zum Fest Peter und Paul und zum fünften Jahrestag des Pontifikats von Papst Franziskus.

religion.ORF.at/KAP

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