Katholische Bewegung: „Frauen verlieren derzeit“

Die Katholische Frauenbewegung Österreichs (kfbö) ortet aktuell Rückschritte bei der Geschlechtergerechtigkeit und warnt vor einer Aushöhlung der Demokratie.

„Ob Kürzung von Fraueninitiativen und -projekten oder 12-Stunden-Tag: Frauen verlieren derzeit enorm - an Ressourcen und Partizipationschancen“, erklärte kfbö-Vorsitzende Veronika Pernsteiner am Mittwoch in einer Aussendung.

Mit dem 12-Stunden-Tag würden bestehende geschlechtsspezifische Rollenzuweisungen in der Arbeitswelt verfestigt und Frauen noch weniger Zeit finden, sich politisch wie beruflich einzubringen: „Frauen, die schon bisher den Großteil der unbezahlten Sorge-Arbeit übernehmen, werden angesichts fortschreitender Flexibilisierung im Sinne des 12-Stunden-Tages noch weniger Chancen auf dem Erwerbsarbeitsmarkt haben und noch stärker in die Rolle der privaten Care-Managerin und Zuverdienerin gedrängt werden“, sagte Pernsteiner.

kfbö: Andere Maßnahmen nötig

Die kirchliche Frauenorganisation setze sich für Maßnahmen ein, die eine partnerschaftliche Teilung von Erwerbs- und Sorgearbeit fördern, eine generelle Arbeitszeitverkürzung als notwendige Voraussetzung dafür, sowie ausreichend bezahlbare Kinderbetreuungseinrichtungen. Die staatliche Förderung von Beteiligungsstrukturen, insbesondere für Frauen, müsse aufrechterhalten und ausgebaut werden, so die kfbö-Vorsitzende.

Fokus auf Demokratie und Partizipation

Die kfbö legt in den kommenden zwei Jahren einen Schwerpunkt auf Wesen und Stärkung von „Demokratie und Partizipation“ und befasst sich mit dieser Thematik im Rahmen ihrer jährlichen Sommerstudientagung von 21. bis 25. August im Bildungshaus St. Arbogast in Vorarlberg.

Rund 100 kfb-Leitungsmitglieder aus ganz Österreich werden erwartet, dazu Expertinnen wie die Politologinnen Tamara Ehs und Margit Appel sowie Vertreter diverser Beteiligungsmodelle wie „Art of hosting“, die Vorarlberger „BürgerInnenräte“ oder das „Demokratie Repaircafe“. Die kfbö versteht diese Auseinandersetzung u.a. als fortgesetzte Bemühung von Frauen um Teilhabe 100 Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechts. Pernsteiner ruft Männer wie Frauen dazu auf, Solidarität zu leben, um Demokratie und Partizipation voranzubringen. Solidarisches Handeln sei die Grundvoraussetzung für Demokratie.

„Alle Menschen sind gleich an Würde“

Darüber hinaus will die an der Uni Wien lehrende Politologin und Vorsitzende der IG Demokratie, Tamara Ehs, den „Kompromiss“ als notwendiges, respektables demokratisches Instrument wahrgenommen wissen: „Der Kompromiss wird in unserer Gesellschaft gern als ‚verwaschene Lösung‘ diskreditiert, tatsächlich ist er das Ergebnis des ernsthaften, aufrechten, ‚guten Gesprächs‘. 100-prozentige Sieger und Verlierer gibt es nur in Diktaturen“.

Margit Appel, Politologin an der Katholischen Sozialakademie Österreichs, sieht gerade Christinnen und Christen angesprochen, „Anwältinnen für Gleichheit und Gerechtigkeit“ und in diesem Sinne demokratisch wirksam zu sein. Dies ausgehend vom Kern allen demokratischen Mühens, der Botschaft: „Alle Menschen sind gleich an Würde und Rechten“.

religion.ORF.at/KAP