Kirche will Rücktritt von verurteiltem Erzbischof

In Australien mehren sich die Rücktrittsforderungen gegen den wegen Vertuschung von Missbrauch verurteilten Erzbischof Philip Wilson (67) von Adelaide. Nun gibt es offenbar auch aus der Australischen Bischofskonferenz entsprechende Stimmen.

Man habe zwar nicht „die Autorität, ihn dazu zu zwingen“, erklärte der Konferenzvorsitzende Erzbischof Mark Coleridge am Donnerstag. Diese Autorität habe nur der Papst. Dennoch hätten mehrere Bischöfe Wilson „vertraulich ihren Rat angeboten“. Auch der australische Premierminister Malcolm Turnbull forderte den Erzbischof von Adelaide am Mittwoch nach der Verkündigung des Strafmaßes zum Rückzug auf.

Am Dienstag hatte das Amtsgericht in Newcastle Wilson zu zwölf Monaten Haft verurteilt. Die Strafe könnte der Verurteilte, bei dem Alzheimer in einem frühem Stadium diagnostiziert wurde, als Hausarrest verbüßen. Darüber soll am 14. August ein Gericht entscheiden.

Wilson verweigert Rücktritt

Wilson wies Rufe nach einem Rücktritt bisher zurück. Der Rechtsweg sei noch nicht ausgeschöpft, und er sehe daher keinen Grund für einen Rücktritt zum jetzigen Zeitpunkt. Er werde gegen das Urteil vorgehen und bis zu einem endgültigen Urteil nicht zurücktreten, teilte der 67-Jährige am Mittwoch mit. Wilson hatte die Anschuldigungen stets zurückgewiesen. Die Verteidigung argumentierte, damals sei sexueller Missbrauch noch nicht anzeigepflichtig gewesen.

Erzbischof Philip Wilson

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Erzbischof Philip Wilson wurde zu zwölf Monaten Haft verurteilt

Im Mai wurde er aber für schuldig befunden, Vorwürfe des Kindesmissbrauchs gegen den inzwischen verstorbenen Geistlichen Jim Fletcher aus den 1970er Jahren vertuscht zu haben. Der Erzbischof legte sein Amt danach ruhend, verweigerte aber den Rücktritt.

Anfang Juni hatte Papst Franziskus für die Erzdiözese Adelaide den Bischof von Port Pirie, Gregory O’Kelly, als Apostolischen Administrator „Sede Plena“ eingesetzt. O’Kelly bekam damit sämtliche Vollmachten, um die Erzdiözese Adelaide übergangsmäßig zu leiten.

Ranghohe katholische Geistliche betroffen

Wilson ist einer der ranghöchsten katholischen Geistlichen in Australien, die im Zusammenhang mit Kindesmissbrauch bisher verurteilt wurden. Anfang Mai hatte ein Gericht in Melbourne entschieden, Vatikan-Finanzchef George Pell wegen Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs den Prozess zu machen. Sein Amt als Finanzchef des Vatikans lässt der 76-Jährige deshalb ruhen.

Eine groß angelegte Untersuchung hatte vergangenes Jahr ergeben, dass Zehntausende Kinder in australischen Einrichtungen sexuell missbraucht wurden. Sieben Prozent der Priester in dem Land sollen demnach zwischen 1960 und 2015 Kinder missbraucht haben. Ein landesweiter Hilfsfonds bietet seit dem 1. Juli den Opfern Hilfe und Entschädigungszahlungen an.

religion.ORF.at/APA/AFP/KAP/KNA/dpa

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