Ordensfrauen starten Petition für Geflüchtete

Die Steyler Missionsschwestern Deutschland haben eine Petition für einen humanitären Umgang mit geflüchteten Menschen in Europa gestartet. Auch Caritas und Diakonie beteiligen sich an einem Appell an die Politik.

Der Zugang zum Recht auf Asyl in Europa werde zunehmend versperrt, immer weniger Menschen fänden in Europa Schutz, beklagt die Ordensgemeinschaft. Weltweit seien 2017 rund 68,5 Millionen Menschen wegen Krieg, Gewalt und Verfolgung auf der Flucht gewesen, heißt es auf der Petitionswebsite.

Die Missionsschwestern kritisieren, dass Rettungsboote nicht mehr in Häfen angenommen würden und deren Beschlagnahmung diskutiert werde, in Ungarn ein Gesetz verabschiedet wurde, das die Hilfe für Flüchtlinge unter Strafe stellt. Es würden große Lager als Lösung favorisiert, deren Unmenschlichkeit sich u.a. in Lesbos zeige. Besorgt zeigen sich die Ordensfrauen, die auch vom österreichischen Zweig unterstützt werden, auch darüber, dass Populisten das politische Geschehen bestimmen würden.

Für eine Politik im Dienst der Menschen

Mit dem Appell, der sich an die Staats- und Regierungschefs der EU richtet, „wollen wir unsere Stimme erheben und eine humanitäre Politik einfordern, die die geflüchteten Menschen und ihre Not sieht, die unsere europäischen Ressourcen und Möglichkeiten in den Blick nimmt und sie in den Dienst an den Menschen stellt“.

Ein Schiff mit geretteten Geflüchteten

APA/AP/Jonathan Borg

Die Steyler Missionsschwestern wenden sich an die Politik und fordern einen humanitären Umgang mit geflüchteten Menschen.

Steyler Missionsschwestern

Der katholische Orden der Missionsschwestern wurde 1889 in den Niederlanden gegründet. Heute gibt es weltweit Gemeinschaften mit insgesamt etwa 3.200 Ordensfrauen.

„Wir fordern einen humanitären Umgang mit den Geflüchteten und wenden uns gegen eine Politik der Abschottung und Internierung in Lagern an den Rändern Europas oder in den Herkunftsländern“, so die Steyler Missionarinnen. Gleichzeitig rufen sie zum gemeinsamen Gebet für eine humanitäre Flüchtlingspolitik auf.

Hilfsorganisationen richten Appell an Regierung

Auch Amnesty International, Ärzte ohne Grenzen, Caritas, Diakonie, Rotes Kreuz und Volkshilfe richteten am Dienstag einen Appell an die Politik. Sie kritisieren, dass sich die aktuelle Diskussion um die österreichische Asylpolitik vor allem um stärkeren Grenzschutz und Pläne, Asylanträge nur noch außerhalb der EU zuzulassen, dreht. Auch sie fürchten, dass sowohl in Österreich als auch in der Europa nicht mehr der Schutz der Geflüchteten, sondern vielmehr der Schutz der Grenzen im Vordergrund stehe.

Die Hilfsorganisationen fordern unter anderem eine Reform des Dublin-Systems, die Rettung von Menschen in Seenot im Mittelmeer, die Gewährleistung des Zugangs zu einem fairen Asylverfahren und verstärkte Hilfe in den Herkunftsländern der Geflüchteten.

Gegen die Zurückweisung von Schutzsuchenden

Auch die Hilfsorganisationen wenden sich gegen die „Zurückweisung von schutzsuchenden Menschen an der europäischen Grenze“ und gegen den Plan, Geflüchtete in Staaten außerhalb von Europa „aus- bzw. zwischenzulagern“, heißt es in der Aussendung. Der Zugang zu einem fairen und rechtsstaatlichen Verfahren in Europa müsse für Asylsuchende jederzeit gewährleistet sein.

Eine wesentliche Forderung der Hilfsorganisationen ist auch, dass Menschen in Seenot im Mittelmeer gerettet werden müssen und zivile Seenotrettungsorganisationen nicht an ihrer Arbeit gehindert werden dürfen. Auch eine Ausschiffung in den nächsten europäischen Hafen müsse möglich sein, was in den letzten Wochen nicht immer der Fall war. „Das Recht auf Leben gilt auch auf Hoher See“, so die Organisationen.

Solidarität und umfassende Maßnahmen gefordert

Unumgänglich sei außerdem eine Reform des Dublin-Systems. Man müsse nationale Alleingänge und Abschottung hinter sich lassen und zu einer solidarischen Aufnahme der Geflüchteten in der EU finden.

Gleichzeitig ist für die Hilfsorganisationen aber auch die Hilfe vor Ort in den Herkunftsländern der Asylsuchenden von großer Bedeutung. Hier fordern sie eine Steigerung der finanziellen Mittel für die bilaterale direkte Entwicklungszusammenarbeit um jährlich 15 Millionen Euro bis 2021 und eine Aufstockung des Auslandskatastrophenfonds.

In weiteren Forderungen sprechen sich die Hilfsorganisationen auch gegen die Abschiebung von Geflüchteten in Staaten, in denen ihnen Folter oder unmenschliche Behandlung drohen, für eine Förderung der Integration und gegen das Schüren von Angst aus.

religion.ORF.at/APA

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