Kinderschutzkommission: Entschiedenere Aufklärung

Im Zuge von neuen Missbrauchsvorwürfen gegen den früheren Erzbischof von Washington, Theodor E. McCarrick, hat die Päpstliche Kinderschutzkommission entschiedenere Aufklärung und Ahndung derartiger Fälle eingefordert.

„Mehr als Entschuldigungen“ seien hier nötig, denn in der Kirche gebe es bei Missbrauchsvorwürfen gegen hohe Würdenträger aus ihren Reihen immer noch eine „große Lücke“, nahm Kardinal Sean O’Malley, der Erzbischof von Boston, auf der diözesanen Website Stellung. Die Kirche müsse „schnell und entschieden“ auf solche Fälle reagieren; die große Enttäuschung und Wut vieler Menschen sei nur verständlich.

US-Kardinal Sean O'Malley

Reuters/Max Rossi

Kardinal Sean O’Malley: Kirche muss entschieden und schnell reagieren.

Vorwürfe gegen Kardinal McCarrick

Kardinal Theodor E. McCarrick soll laut aktuellen Berichten der „Washington Post“ auch zwei Minderjährige sexuell missbraucht haben, vielleicht sogar mehr. Zuvor schon standen Vorwürfe im Raum, McCarrick habe sich als Priester vor 45 Jahren des sexuellen Missbrauchs von zwei jungen Priesteranwärtern schuldig gemacht; wie daraufhin im Juni bekannt wurde, darf der Kardinal auf Anweisung von Papst Franziskus nicht mehr öffentlich priesterliche Aufgaben ausüben.

Der Kinderschutzbeauftragte des Papstes betonte, trotz der bestehenden Null-Toleranz-Politik im Umgang mit Missbrauchsfällen in der US-amerikanischen Kirche lasse sich die Aufklärung und Ahndung von Missbrauch durchaus verbessern: „Klarere“ und „schnellere“ Abläufe seien nötig, Anschuldigungen gegen Bischöfe und Kardinäle müssten umgehend nachgegangen und mit einer „fairen und schnellen Rechtsprechung“ begegnet werden.

„Opfer müssen gelobt werden“

Dazu brauche es eine „überzeugende und umfassende Strategie“ - konkret u. a. transparente Protokolle und bessere Kommunikation an die Gläubigen und Opfer, wie sie Missbrauch anzeigen könnten. „Die Opfer müssen dafür gelobt werden, dass sie ihre tragischen Erfahrungen öffentlich machen und müssen mit Respekt und Würde behandelt werden.“

Was bei einem Versagen am Spiel stehe, sei die ohnehin schon geschwächte moralische Autorität der Kirche, mahnte der Bostoner Erzbischof; es gebe für die Kirche angesichts des großen Vertrauensverlustes „keinen größeren Imperativ, als sich mit Verantwortung diesen Themen zu stellen“. Er selbst werde dieses Anliegen im Vatikan „mit großer Dringlichkeit und Sorge“ vortragen, versprach er.

Auch Nachfragen an O’Malley

O’Malley hatte sein Amt als Erzbischof von Boston im Jahr 2003 nach Bekanntwerden eines weitläufigen Missbrauchsskandals in der Erzdiözese angetreten. Dem von Papst Franziskus beauftragten Kinderschutz-Gremium steht er seit 2014 vor. Im Zuge der Aufklärungen zu den Missbrauchsvorwürfen gegen Kardinal McCarrick muss auch O’Malley sich Nachfragen gefallen lassen.

So erklärte etwa der New Yorker Priester Boniface Ramsey, er habe den Bostoner Erzbischof 2015 mit Vorhaltungen gegen McCarrick konfrontiert, jedoch nie eine weiterführende Rückmeldung erhalten. Er habe den Brief Ramseys „nicht persönlich erhalten“, reagiert O’Malley darauf in seiner Erklärung vom Dienstag.

religion.ORF.at/KAP

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