Kiew und Moskau: Feiern zu „Taufe der Rus“-Jubiläum

In Kiew finden am Freitag und Samstag die großen Feiern zum 1.030-Jahr-Gedenken der „Taufe der Rus“ statt. Am Samstag finden auch in Moskau Prozessionen und Feiern statt.

Die Feiern stehen auch im Zeichen der Auseinandersetzung zwischen der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats und der von der ukrainischen Politik unterstützten orthodoxen Kirchen des Kiewer Patriarchats und der Ukrainischen autokephalen orthodoxen Kirche. Die Einladung zur Feier an alle autokephalen orthodoxen Kirchen kam vom Oberhaupt der mit Moskau verbundenen Kirche, Metropolit Onufrij (Berezowskij) von Kiew, wie die in Wien ansässige Stiftung Pro Oriente am Donnerstag berichtete.

Mit wenigen Ausnahme entsenden alle autokephalen (eigenständigen) Kirchen Delegationen nach Kiew. Das bedeute auch eine Unterstützung für die mit Moskau verbundene ukrainische Kirche, wie der stellvertretende Leiter des Außenamts der ukrainisch-orthodoxen Kirche, P. Nikolai Danylewitsch, auf Facebook schrieb.

Bartholomaios kommt nicht

Auf dem pro-ukrainischen Portal Risu News heißt es allerdings, die „niedrigst möglichen Vertreter“ würden dazu entsendet; es gehe eher darum, dem nötigen diplomatischen Protokoll nachzukommen. Um Streitigkeiten aus dem Weg zu gehen, habe der ökumenische Patriarch Bartholomaios die Einladung ausgeschlagen und entsende nur zu den staatlichen Feiern von Präsident Petro Poroschenko eine Delegation.

Ukrainisch-orthodoxen Nonnen bei einer "Taufe des Rus"-Prozession in Kiew 2016

APA/AFP/Sergei Supinsky

Ordensfrauen der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats bei einer „Taufe des Rus“-Prozession 2016

Zwar würden Tausende Besucher bei den russisch-orthodoxen Feiern erwartet, diese würden jedoch auch aus russischem Staatsgebiet herbeigebracht, unter dem „Vorwand“ einer Pilgerfahrt, hieß es auf Risu News. Die Feiern beginnen am Freitag mit einem Dank- und Bittgottesdienst (Moleben) auf dem Wladimir-Hügel mit einer anschließenden Kreuzprozession zum Kiewer Höhlenkloster. Dort wird die Vigil und die Göttliche Liturgie aus Anlass des Festes des Heiligen Wladimir des Großen stattfinden.

Einheit als Intention

Der Primas der griechisch-katholischen Kirche, Erzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, erklärte in einem Interview, er werde sich an den Rus-Feiern der Regierung wie auch der „orthodoxen Brüder“ am Freitag beteiligen - „auch wenn uns die alte Tradition lehrt, erst am 14. August zu feiern“, wird er auf Risu News zitiert. Die griechisch-katholische Kirche habe nie eigene „Taufe des Rus“-Feiern in Kiew veranstaltet, um nicht den Anschein einer Gegenveranstaltung zu wecken.

Intention des Festes sei nicht die weitere Trennung der Kirchen, sondern die Einheit. In allen Situationen Christen zu sein und zu bleiben sei der „größte nationale Schatz der Ukraine“, so Schewtschuk in seinem „an alle ukrainischen Christen“ gerichteten Glückwunschschreiben. Wichtige Entscheidungen im persönlichen Leben wie auch auf nationaler Ebene sollten Christen immer aus dem Glauben an Gott und im Vertrauen auf seine Führung treffen.

Kyrill sieht Einheit in Gefahr

Der Moskauer Patriarch Kyrill I. war bereits zuvor auf die aktuelle Auseinandersetzung in der Ukraine eingegangen: „In der brüderlichen Ukraine, in dem Land, wo die Völker der Rus getauft wurden, haben sich jetzt die ‚Elemente dieser Welt‘ gegen die Kirche des Heiligen Wladimir erhoben und versuchen, die Einheit dieser heiligen Kirche zu zerstören“, hieß es in einem Hirtenschreiben aus Anlass der zu Ehren des Heiligen Wladimir gefeierten „Taufe der Rus“.

Geistliche der ukrainisch-orthodoxen Kirche in Kiew bei einer "Taufe des Rus"-Prozession in Kiew 2016

APA/AFP/Sergei Supinsky

Die Feiern stehen im Zeichen der Auseinandersetzung zwischen den beteiligten Kirchen.

Klerus und Volk seien ungerechten Beschuldigungen und Schmähungen ausgesetzt. Aber kein Druck von außen sei imstande, die „heiligen Bande der Liebe Christi zu zerreißen, die uns im Leib der Kirche verbinden“.

Patriarch Kyrill wird am Samstag eine Göttliche Liturgie zur „Taufe des Rus“ in Moskau feiern - erstmals unter freiem Himmel auf dem Kathedralen-Platz, gemeinsam mit Patriarch von Alexandrien, Theodoros II.. Die letzten Gottesdienstfeiern unter freiem Himmel hatten im Kreml in vorrevolutionären Zeiten stattgefunden.

Feiern auch in Moskau

Nach der Göttlichen Liturgie führt der Patriarch eine „Prozession des ganzen Volkes Gottes“ vom Kreml zum Borowitskaja-Platz, wo 2017 ein monumentales Denkmal des Heiligen Wladimir errichtet wurde. Vor diesem gibt es ein Bitt- und Dankgebet und ein anschließendes Konzert. Für 12.15 Uhr ist Glockengeläut um 12.15 Uhr in ganz Moskau und Umland angesagt.

religion.ORF.at/KAP

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