Schönborn: Glocken gegen Hunger „starkes Signal“

Wenn am Freitag die Kirchenglocken läuten, um auf Hunger in der Welt aufmerksam zu machen, ist das für Kardinal Christoph Schönborn ein „starkes Signal der Nächstenliebe“ und der „Solidarität mit Menschen, die nicht einmal das Nötigste haben, um zu überleben“.

Dass noch immer alle zehn Sekunden ein Kind den Hungertod sterbe, sei „eine zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit, die vermeidbar wäre“, schrieb der Erzbischof am Freitag in seiner Kolumne in der Gratis-Zeitung „Heute“.

Die Aktion „Glockenläuten gegen den Hunger“ findet am 27. Juli auf Beschluss der Österreichischen Bischofskonferenz statt. In rund 3.000 österreichischen Pfarren werden um 15.00 Uhr die Kirchenglocken für fünf Minuten lang läuten und damit auf das tägliche Sterben von Menschen an Hunger aufmerksam machen und zum Engagement dagegen aufrufen.

„Tode, die wir verhindern können“

Caritas-Präsident Michael Landau und Caritas-Bischof Benno Elbs haben bereits am vergangenen Montag in einer gemeinsamen Erklärung auf die dahinter liegende Botschaft verwiesen: „Es erinnert uns zur Sterbestunde Jesu an die vielen Tode, die wir verhindern können - weltweit und Tag für Tag“ und an den „Skandal Hunger“. Das fünfminütige „Glockenläuten“ solle an die Verantwortung eines jeden Einzelnen erinnern, „denn Hilfe kommt an, rettet Leben und ist größer als Hunger“.

Ein „starkes Signal der Solidarität mit Menschen, die hungern müssen“ ist das „Glockenläuten“ am Freitag auch für den Administrator der Diözese Gurk-Klagenfurt, Engelbert Guggenberger. Die Aktion rege an, „innezuhalten und die unhaltbare Situation wahrzunehmen, in der wir uns befinden“. Denn in dem einen Land verhungerten Menschen, während andere im Überfluss lebten und oft achtlos mit Essen umgingen.

Hunger sei kein Naturereignis, sondern Folge von kriegerischen Konflikten, von unzureichenden Bildungssystemen, von schlechter Gesundheitsversorgung, von schwachen Regierungen und von Ungerechtigkeit und Armut. „Wir haben es in der Hand, in all diesen Bereichen Verbesserungen herbei zu führen. Die Veränderung des Bewusstseins ist der erste Schritt dazu. Und darauf muss ein entsprechendes Handeln folgen“, so Guggenberger.

Weltweit leiden 815 Mio. Menschen Hunger

Weltweit leiden 815 Millionen Menschen an Hunger. Besonders schwer betroffen sind Kinder. So ist in Afrika südlich der Sahara jedes dritte Kind chronisch unterernährt. Die Kinder sind zu klein für ihr Alter, ihre Organe wachsen nicht und sie bleiben ein Leben lang körperlich und geistig unterentwickelt.

Das „Glockenläuten gegen den Hunger“ ist Teil der Hungerhilfeaktion der Caritas, mit der sie 150.000 Kindern ein Leben ohne Hunger ermöglichen will. Schwerpunktländer sind heuer Burundi und Ruanda, die zu den ärmsten Ländern der Welt zählen, obwohl sie nicht von Dürre und Trockenheit betroffen sind. Hunger, Unterernährung und hohe Kindersterblichkeit sind in den beiden fruchtbaren Ländern die Folge von Armut und - v.a. in Burundi - von jahrzehntelangem Bürgerkrieg.

Frauen als wichtigste Akteurinnen

Aus der Sicht der Caritas sind Frauen die wichtigsten Akteurinnen im Kampf gegen den Hunger. Das kirchliche Hilfswerk will sie stärken, damit sie ihre Familien wieder selber versorgen können. Geholfen wird mit Saatgut, Werkzeugen und Schulungen. Mikrokredite ermöglichen ihnen die Gründung eines Kleingewerbes. In Schulprojekten bekommen Kinder neben Bildung auch eine warme Mahlzeit.

Sieben Euro kostet es etwa, ein Kind einen Monat lang zu ernähren. Mit einer Spende von 41 Euro kann eine Ziege finanziert werden, die das Auskommen einer ganzen Familie sichere. 70 Euro kostet ein halber Hektar Gemüsefeld.

religion.ORF.at/KAP

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