Mormone im Hungerstreik gegen „Sexbeichten“

Ein Anhänger der Church of Jesus Christ of Latter-day Saints ist in der Mormonenmetropole Salt Lake City (US-Bundesstaat Utah) in den Hungerstreik getreten. Er tritt gegen Einzelbefragungen junger Menschen zum Thema Sex in seiner Kirche ein.

Er will damit auf eine laufende Kampagne gegen diese Praxis in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage (gemeinhin als Mormonen bekannt) aufmerksam machen und die Kirchenführer dazu aufrufen, diese zu beenden. Das berichtete die Nachrichtenagentur AP am Dienstag.

Gespräche hinter verschlossenen Türen

Dabei werden Jugendliche in Einzelinterviews hinter verschlossenen Türen von erwachsenen Laien der Kirche zu ihrer Sexualität befragt, respektive danach, ob sie die strikten Regeln der Religionsgemeinschaft bezüglich sexueller Aktivitäten einhalten.

Sam Young, Mormone im Hungerstreik

APA/AP/Rick Bowmer

Sam Young, Mormone im Hungerstreik

Der aus Houston, Texas stammende Sam Young sagte, er habe seinen Hungerstreik am Freitag begonnen und halte sich derzeit in Salt Lake City auf, wo er sich vom Mormonentempel aus mit Unterstützern unterhalte. Young hatte schon früher gegen die Einzelgespräche über die Einhaltung der Keuschheitsgesetze protestiert. Diese Interviews beinhalteten auch „unangemessene Fragen“, die die Jugendlichen bloßstellen würden.

Anpassungen gibt es bereits

Er habe sich auf drei Wochen ohne Essen eingestellt, sagte Young AP zufolge. Etwa 1.000 Gleichgesinnte waren bereits im März zum Hauptquartier der Church of Jesus Christ of Latter-day Saints marschiert, um eine Änderung der Praxis zu fordern. Die Kirche hatte ihre Politik dieses Jahr schon geändert und etwa die Anwesenheit eines Elternteils bei dem Gespräch erlaubt.

Vorigen Monat veröffentlichte sie auch einen Liste von Fragen, die während der Gespräche, die üblicherweise zweimal im Jahr ab dem Alter von zwölf Jahren stattfinden, gestellt werden sollten. Eine dieser Fragen lautet: „Lebst du das Gesetz der Keuschheit?“ Dazu gehört bei den Mormonen, vor der Ehe keinen Sex zu haben, aber auch, sich „leidenschaftlicher Küsse“ zu enthalten sowie davon Abstand zu nehmen, „Gefühle im eigenen Körper“ zu entfachen - also Selbstbefriedigung.

Kein Sex vor der Ehe

Kirchenfunktionäre sagten, die Interviews würden es Bischöfen erlauben, die Jugend besser kennen zu lernen, ihre religiösen Gewohnheiten sowie ihren Gehorsam gegenüber Gott zu erkunden. Die Fragenden seien darin unterwiesen, wie diese Treffen zu handhaben seien, und würden schwören, die Gespräch vertraulich zu behandeln, hieß es.

Über den Hungerstreik bemerkte die Kirche am Montag, sie habe bereits Schritte unternommen, um das Verhältnis zwischen jungen Menschen, deren Eltern und den Kirchenführern zu verbessern. Ihre Religion wünsche, Kinder zu beschützen. Man sei vertraut mit Youngs Position und es habe schon Treffen mit ihm gegeben.

Young sagte, die bisher vorgenommenen Änderungen gingen nicht weit genug, um Kinder vor unangebrachten Fragen über Sex zu bewahren. Trotz der Erlaubnis, die Eltern zu den Gesprächen mitzunehmen, würden sich noch immer die meisten Jugendlichen dafür entscheiden, alleine hingehen, sagte er.

Gegen „unangemessene Fragen“

„Die Änderungen, die gemacht wurden, sind minimal und bedeutungslos in den meisten Gemeinden der Welt“, sagte Young. Der 65-Jährige sagte auch, seine eigenen Töchter seien solch unangemessenen Fragen ausgesetzt gewesen, als sie jünger gewesen seien. „Welches Kind wird sagen, dass es jemanden im Zimmer dabeihaben will? Es ist nicht zu Ende.“

Die Bewegung, die den Interviews ein Ende bereiten will, kommt zeitgleich mit anderen, die ihre Religionsgemeinschaft dazu bringen wollen, die Rechte von LGBT-Mitgliedern (Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, also Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender) zu akzeptieren. Die Kirche der Mormonen hat zuletzt die Tonart geändert und sich homosexuellen Männern und Frauen gegenüber einladender und mitfühlender geäußert. An der lehrmäßigen Ablehnung gleichgeschlechtlicher Ehen sowie der Auffassung, dass homosexuelle Verbindungen Sünde seien, hat sich nichts geändert.

Dan Reynolds, Sänger der Rockgruppe Imagine Dragons, gab erst kürzlich ein Konzert in Utah, um Geldmittel für LGBT-Jugendliche in der Church of Jesus Christ of Latter-day Saints zu sammeln.

gril, religion.ORF.at/AP

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