US-Kardinal ruft Missbrauchsopfer auf, sich zu melden

Der Vorsitzende der US-amerikanischen Bischofskonferenz, Kardinal Daniel DiNardo, hat an Opfer von sexuellen Übergriffen oder Belästigungen in der katholischen Kirche appelliert, sich zu melden.

DiNardo sagte, Betroffene sollten im Fall möglicher Straftaten auch die lokalen Strafverfolgungsbehörden einschalten. Der Kardinal äußerte sich in einer am Mittwoch (Ortszeit) veröffentlichten Erklärung vor dem Hintergrund der Missbrauchsanschuldigungen gegen den vor wenigen Tagen vom Papst aus dem Kardinalsstand entlassenen früheren Erzbischof von Washington, Theodore McCarrick.

„Schmerzliches, moralisches Versagen“

Die Anschuldigungen offenbarten ein „schmerzliches moralisches Versagen“ in der Kirche, und lösten auch unter Bischöfen Trauer, Scham und Zorn aus, so der Bischofskonferenz-Vorsitzende. Die Bischofskonferenz werde die Anschuldigungen gegen McCarrick „im vollen Umfang ihrer Autorität“ verfolgen. McCarrick werde sich auch „zu Recht einem vatikanischen kanonischen Prozess bezüglich der Anschuldigungen des sexuellen Missbrauchs gegen ihn stellen“.

Kardinal Daniel DiNardo

APA/AFP/Andreas Solaro

US-Bischofskonferenz-Vorsitzender Kardinal Daniel DiNardo

Missbrauchsvorwürfe „glaubwürdig“

Dem heute 88-jährigen McCarrick wird sexueller Missbrauch von jungen Priesteranwärtern und mindestens zwei damals Minderjährigen vorgeworfen. Die Erzdiözese Washington hatte am Wochenende erstmals mit einer schriftlichen Erklärung auf die Vorwürfe reagiert und mitgeteilt, es habe erst im Juni Kenntnisse über die Verdächtigungen gegeben.

Unterdessen teilte die Erzdiözese New York, in der sich die Vorfälle zwischen 1970 und 1990 ereignet haben sollen, Medienberichten zufolge mit, eine Untersuchungskommission aus Juristen, Psychologen und anderen Experten halte die Vorwürfe für glaubwürdig.

Bischof veröffentlichte Liste von Missbrauchstätern

McCarrick ist der bislang ranghöchste Vertreter der katholischen US-Kirche, dem sexueller Missbrauch zur Last gelegt wird. Papst Franziskus wies in vor wenigen Tagen zusammen mit der Entlassung aus dem Kardinalsstand an, sich bis zu einem kirchlichen Prozess aus dem öffentlichen Leben zurückzuziehen. Bereits im Juni hatte er McCarrick die öffentliche Ausübung seines Priesteramtes untersagt.

Unterdessen veröffentlichte der Bischof von Harrisburg im Bundesstaat Pennsylvania, Ronald Gainer, die Namen von 71 Priestern, Diakonen und Seminaristen, die seit den 1940er Jahren des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen beschuldigt wurden. Zugleich ordnete er an, die Namen ehemaliger Bischöfe aus den Bezeichnungen von kirchlichen Gebäuden, Schulen und anderen öffentlichen Einrichtungen zu streichen.

religion.ORF.at/KAP

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