Muslime in China demonstrieren gegen Repressalien

Tausende Musliminnen und Muslime haben am Freitag im Nordwesten Chinas gegen den geplanten Abriss einer Moschee demonstriert. Chinas Regierung versucht seit einiger Zeit, Religionsgemeinschaften vorzuschreiben, wie sie ihren Glauben praktizieren sollen.

In einem seltenen Akt öffentlichen Widerstands traf sich bereits am Donnerstag eine große Gruppe Hui, eine muslimische Minderheit, vor der Großen Moschee in Weizhou, berichtete die amerikanische Nachrichtenagentur AP. „Wir wollen sie sie nicht kaputtmachen lassen“, sagte Ma Sengming, eine 68-jährige Frau, deren Tochter an einem weiteren Protest in der Region Ningxia teilnimmt.

Lange Zeit waren religiöse Minderheiten in China toleriert, diese Toleranz schwindet aber, seit die Regierung versucht, Religionen zu „sinisieren“ und die Gläubigen zu Gehorsam und Loyalität mit der regierenden atheistischen, kommunistischen Partei zu verpflichten.

Das Minarett einer Moschee in China und ein betender Mann davor

APA/AFP/Johannes Eisele

In China leiden Gläubige unter Repressalien der Staatsführung.

Repressalien gegen Gläubige

Nun regen sich Proteste der Gläubigen. Glaubensgemeinschaften, die bisher weitgehend toleriert wurden, sehen ihre Freiheiten schwinden. Islamische Halbmonde und Kuppeln wurden von Moscheen entfernt, christliche Kirchen wurden geschlossen und Bibeln beschlagnahmt, tibetische Kinder wurden aus buddhistischen Tempeln in öffentliche Schulen umgesiedelt.

Die Bewohner von Weizhou wurden durch Berichte alarmiert, wonach die Regierung plane, die Moschee abzureißen, obwohl sie erst im vergangenen Jahr fertiggestellt worden war - mit Genehmigung der Behörden. Der lokale Parteisekretär habe bei Baubeginn sogar eine Rede gehalten und gratuliert, erzählte der 70-jährige Ma Zhiguo, ein Einwohner.

Moschee für 30.000 Gläubige

Acht der neun Kuppeln sollten nach den Regierungsplänen abgerissen werden, weil die Moschee angeblich größer gebaut worden sei als zugelassen, so Ma. Aber die Gemeindemitglieder würden den Bau verteidigen, fügte er hinzu: „Wie könnten wir zulassen, dass eine Moschee in gutem Zustand ruiniert wird?“ In der Moschee, die mit Hilfe lokaler Arbeiter gebaut wurde, beten etwa 30.000 Gläubige, so Ma.

Ein Mitarbeiter des örtlichen Propagandabüros sagte, es seien ihm keine Pläne für einen Abriss bekannt.

Öffentliche Demonstrationen sind in China selten, die Behörden ersticken jeden Widerspruch im Keim. Unter Präsident Xi Jinping hat die kommunistische Partei begonnen, jeden Ausdruck von Religion zu unterbinden und deren „radikale Ideen“ zu unterdrücken. In China leben mehr als 20 Millionen Muslime.

Hui gut integrierte chinesische Muslime

In der weit westlichen Region Xinjiang wurden aufgrund von gewalttätigen Attacken radikaler muslimischer Separatisten Tausende Uiguren und kasachische Muslime willkürlich inhaftiert und in „Schulungslager“ gebracht, in denen sie dem Islam abschwören sollten und Loyalität gegenüber der Partei schwören müssen.

Im Vergleich zu diesen ethnischen Gruppen sind die Hui kulturell viel näher an Chinas Han-Mehrheit. Sie sind optisch ähnlich und sprechen eine Variation des üblichen Mandarin. Trotzdem wird von Schließungen von Hui-Schulen und Arabisch-Klassen berichtet, und die Kinder werden daran gehindert, an muslimischen Aktivitäten teilzunehmen.

gold, religion.ORF.at/AP

Mehr dazu: