China: Demonstranten verhindern Moschee-Abriss

Tausende Demonstranten haben vorerst den geplanten Abriss einer Moschee im Norden Chinas verhindert. Seit Donnerstag hatten sich die Demonstranten vor dem islamischen Gotteshaus in der Stadt Weizhou in der Region Ningxia versammelt, wie Anrainer berichteten.

Am Samstagmittag sei schließlich ein Behördenvertreter erschienen und habe aus einem Dokument vorgelesen, dass der Abriss verschoben sei. Anschließend verließen viele Demonstranten den Ort. Die Behörden sehen Umbauarbeiten an der Moschee als illegal an und hatten eine Frist bis zum Freitag gesetzt, um das Gebäude abzureißen - andernfalls werde die Regierung dies übernehmen.

Friedliche Proteste seit Donnerstag

Kurz vor Ablauf der Frist starteten muslimische Gläubige einen friedlichen Protest, wie Videos in sozialen Netzwerken zeigten. Sie saßen mit chinesischen Flaggen in der Hand auf den Stufen vor der Moschee oder hielten sich auf einem nahe gelegenen Platz auf. Die Echtheit der Videos konnte die Nachrichtenagentur AFP nicht überprüfen.

Die Große Moschee von Weizhou im Norden Chinas, deren Abriss durch Proteste verschoben wurde.

APA/AP/Sam McNeil

Der Abriss der Großen Moschee in Weizhou konnte vorerst verhindert werden.

Zahlreiche Protestteilnehmer waren nach Angaben von Einwohnern aus hunderte Kilometer entfernten muslimischen Regionen nach Weizhou gekommen, um sich an dem Protest zu beteiligen und um den Teilnehmern etwas zu Essen zu bringen. Hunderte Sicherheitskräfte seien gekommen, um die Umgebung abzusichern.

23 Millionen Muslime in China

Der Islam ist eine von fünf offiziell anerkannten Religionen in China, in dem kommunistischen Land leben 23 Millionen Muslime. In den vergangenen Monaten hat die Regierung den Druck auf die Minderheit erhöht. Sie verlangt, dass sich die Religionsgruppen stärker an „traditionellen“ chinesischen Werten orientieren sollen.

In Gegenden mit überwiegend muslimischer Bevölkerung wurden islamische Symbole wie der Halbmond von öffentlichen Orten entfernt. Die Regierung begründet dies mit dem Kampf gegen „Extremismus“ - mehr dazu in China: Moscheen sollen künftig die Landesflagge hissen.

An der Moschee in Weizhou war zuletzt die Fassade verändert worden: An die Stelle der typisch chinesischen Architektur traten Kuppeln und Halbmonde.

Minderheiten stark eingeschränkt

Nach Schätzungen der UNO werden in China rund eine Million Uiguren in Lagern festgehalten. Diese Angehörigen der ethnischen Minderheit seien in sogenannten Anti-Extremismus-Lagern untergebracht, berichtete des UNO-Komitee zur Bekämpfung von Rassen-Diskriminierung in Genf.

Weitere zwei Millionen Uiguren seien in politische Umerziehungszentren gebracht worden, sagte Komitee-Vorsitzende Gay McDougall am Freitag. Die meisten von ihnen seien nie konkret angeklagt oder auch verurteilt worden. Mit der Verfolgung der Uiguren und anderer muslimischer Minderheiten sei die Autonome Region der Uiguren in „eine Art massives Internierungslager“ umgewandelt worden.

religion.ORF.at/AFP

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