Verurteilter Erzbischof: Hausarrest statt Gefängnis

Der ehemalige australische Erzbischof Philip Wilson kommt nach seiner Verurteilung in einem Missbrauchsskandal ums Gefängnis herum. Ein Gericht in Newcastle entschied vor wenigen Tagen, dass der 67-Jährige seine zwölfmonatige Haftstrafe in Hausarrest absitzen darf.

Ein Gutachten der Justizverwaltung habe dem 67-Jährigen bescheinigt, die Bedingungen für einen Hausarrest zu erfüllen, sagte Richter Robert Stone in Newcastle, wie australische Medien berichten. Wilson muss für diese Zeit eine elektronische Fußfessel tragen. Mitte Februar will das Gericht dann darüber befinden, ob die zweiten sechs Monate des Hausarrests auf Bewährung ausgesetzt werden.

Der Ort des Hausarrests wurde nicht bekanntgegeben. Jedoch gehen australische Medien davon aus, dass Wilson ihn im Haus seiner Schwester verbringen wird, wo er bereits seit seiner Freilassung auf Kaution lebt. Beim Verlassen des Gerichts forderten Missbrauchsopfer den früheren Erzbischof von Adelaide laut Bericht auf, sich bei ihnen für das angetane Leid zu entschuldigen.

Der wegen Missbrauchsvertuschung verurteilte australische Erzbischof Philip Wilson

APA/AP/AAP/Darren Pateman

Der verurteilte ehemalige Erzbischof Philip Wilson

Richter: „Weder Reue noch Bußfertigkeit“

Wilson hatte vor über 40 Jahren als junger Priester in Newcastle den später wegen Missbrauchs verurteilten pädophilen Priester James Fletcher geschützt. Richter Stone sagte in der Urteilsbegründung unter anderem, Wilsons Hauptmotiv für die Vertuschung sei der Schutz der Kirche gewesen. Während der Verhandlung habe Wilson weder „Reue noch Bußfertigkeit“ gezeigt.

Ende Juli war Wilson auf Druck von Premierminister Malcolm Turnbull und weiten Teilen der australischen Öffentlichkeit als Erzbischof von Adelaide zurückgetreten. Sein Amt hatte er bereits nach seiner Verurteilung ruhen lassen.

Zehntausende kirchliche Missbrauchsfälle

Wilson ist der bisher höchstrangige Würdenträger der katholischen Kirche, der wegen der Vertuschung von Missbrauchsfällen von einem weltlichen Gericht zu einer Haftstrafe verurteilt wurde. Australiens katholische Kirche steht wegen Zehntausender Missbrauchsfälle seit Jahren in der Kritik. Derzeit steht in Melbourne der australische Kurienkardinal George Pell wegen des Vorwurfs von sexuellem Missbrauch vor Gericht. Medien dürfen aufgrund einer richterlichen Anordnung zum Schutz der Geschworenen vor Beeinflussung erst nach Ende des gesamten Verfahrens darüber berichten - mehr dazu in Prozess gegen Kardinal Pell beginnt.

religion.ORF.at/dpa/KAP/KNA

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