„Wir sind Kirche“: Acht-Punkte-Plan gegen Missbrauch

Nach dem jüngsten Bericht über tausende kirchliche Missbrauchsopfer im US-Bundesstaat Pennsylvania hat die Initiative „Wir sind Kirche International“ den Vatikan am Montag aufgefordert, acht konkrete Maßnahmen gegen Missbrauch zu setzen.

Rund 300 Priester sollen in den vergangenen 70 Jahren mindestens 1.000 Kinder und Jugendliche missbraucht haben. Das geht aus dem vergangene Woche präsentierten Pennsylvania-Bericht vor - mehr dazu in Katholische Kirche USA: massiver Missbrauch vermutet. „Acht Punkte gegen den weitverbreiteten klerikalen Missbrauch“ schlägt nun „Wir sind Kirche International“ in einer Aussendung vor.

Akten über Missbrauch öffnen

Die Plattform, die sich für Reformen in der römisch-katholischen Kirche stark macht, fordert, dass alle Akten bezüglich sexuellem Missbrauch geöffnet werden - im Vatikan wie auch in den regionalen Bischofskonferenzen und auf Diözesanebenen. Die Akten sollen von Expertinenn und Experten „eingesehen und analysiert werden können“. Weiters wird gefordert, dass alle Bischöfe, die sexuellen Missbrauch vertuscht haben, aus ihren Ämtern entfernt werden und zudem müsse sichergestellt werden, „dass kein zukünftiger Bischof je Missbrauch begangen, gefördert, erleichtert oder vertuscht hat“.

Weiters sollten alle Anstrengungen unterlassen werden, „die notwendige Satzungen für Begrenzungen für sexuellen Missbrauch an Kindern hinauszögern oder wenn vorhanden, wieder ausrotten wollen“. Zudem solle die Kirchenleitung das nötige Geld „für Beratung und finanzielle Entschädigung“ zur Verfügung stellen „für all jene, deren Anklage wegen sexuellen Missbrauch durch einen Kleriker von einer unabhängigen Gruppe von Experten als wahr erkannt worden ist“.

Laienkommittees zur Prüfung von Missbrauch

Die internationale Initiative - in Österreich von der pensionierten Religionspädagoginvon Martha Heizer geführt - schlägt außerdem einen Prozess öffentlicher Versöhnung vor, „ähnlich wie den in Südafrika“. Opfer und Überlebende von Missbrauch sollten Kirchenführern von ihren Erfahrungen berichten können.

Es gelte auch sicherzustellen, „dass alle, die sexuellen Missbrauchs oder Justizbehinderung schuldig sind, auch vor Zivilgerichte gestellt werden“. Die Kirchenbewegung fordert in ihrem Schreiben die Einrichtung von Laienkommittees, „die allen Vorwürfen sexuellen Missbrauchs nachgehen und darauf entsprechend reagieren“. Letzlich müsse die Kirche sich „bei jedem einzelnen Missbrauchsopfer und bei allen betroffenen Familien persönlich entschuldigen.“

Kirchenleitung soll mit Demut reagieren

Die Plattform teile das Entsetzen auf der ganzen Welt über den kürzlich veröffentlichten Pennsylvania-Report zum flächendeckenden klerikalen sexuellen Missbrauch und pocht darauf, dass den Opfern Gerechtigkeit widerfahre. „Wir appellieren an die Führer unserer Kirche sicherzustellen, dass in Reaktion auf diesen schockierenden Bericht die Empfehlungen der Staatsanwaltschaft demütig angenommen werden.“

Es sei allerhöchste Zeit, dass genau jene Schritte gesetzt werden, die beweisen, dass die Kirchenleitung sich für die begangenen schwerwiegenden Verletzungen verantwortlich fühlt und dass sie deshalb transparente und nachvollziehbare Strukturen schafft.

Papst gesteht Fehler ein

Papst Franziskus meldete sich diesbezüglich am Montag in einem ausführlichen Schreiben an die Gläubigen in aller Welt zu Wort. Er gestand ein, dass die katholische Kirche den Schmerz von Missbrauchsopfern lange ignoriert hat mehr dazu in Papst: Schmerz von Missbrauchsopfern lange ignoriert.

„Wir sind Kirche“ stellte in der Aussendung jedenfalls klar: Nur durch die sofortige Abschaffung des Systems, das Missbrauch und Vertuschungen jahrelang ermöglichte, könnne die Kirchenleitung beweisen, dass sie es ernst meine mit der Reue und dass Kinder in der Kirche in Zukunft sicher und unverletzt bleiben.

religion.ORF.at

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