Kardinal: Rücktrittsforderung an Papst legitim

Der US-amerikanische Kardinal Raymond Leo Burke, einer der schärfsten Kritiker von Papst Franziskus wegen dessen liberalen Kurses, sieht eine Rücktrittsforderung gegen den Papst grundsätzlich als legitim an.

„Jeder kann sie gegenüber jedem Oberhirten stellen, der sich in der Ausübung seines Amtes schwerwiegend verfehlt, aber die Fakten müssen geprüft werden“, sagte Burke der italienischen Zeitung „La Repubblica“ (Mittwoch-Ausgabe). Im Blick auf Franziskus könne er allerdings nicht sagen, ob dieser Fehler begangen habe.

Kardinal Raymond Leo Burke im Vatikan

APA/AFP/Johannes Eisele

Raymond Leo Burke

Kardinal Burke nannte es ein „Problem“, dass manche Kirchenmänner eine „offene und verfehlte Haltung hinsichtlich der Homosexualität“ vertreten würden. Es gebe „Versuche, die Lehre der Kirche zu relativieren, nach der ein homosexueller Akt in sich schlecht ist“, so der frühere Leiter des obersten vatikanischen Gerichtshofs.

„Nichts persönlich“ gegen Papst

Gegen Franziskus habe er „nichts persönlich“, so der als Franziskus-Kritiker geltende US-Kardinal, der bereits Aussagen des argentinischen Papstes über das von vier Kardinälen verfasste „Dubia“-Schreiben infrage gestellt hatte. Er wolle nur „die Wahrheit des Glaubens und die Klarheit in der Darlegung des Glaubens verteidigen“.

Das elfseitige Memorandum Viganos nannte Burke „schwerwiegend“ in seiner Gesamtheit. Er „glaube, an diesem Punkt ist eine umfassende und objektive Antwort seitens des Papstes und des Vatikans nötig“, so der Kardinal.

Papst für einige zu liberal

Andere hielten das Schreiben für ein „orchestriertes Manöver“ von Franziskus’ konservativen Feinden in den USA, wie die dpa-Korrespondenten Annette Reuther und Michael Donhauser am Mittwoch in einer Analyse schrieben. Gerade in der Führung der US-Katholiken seien zuletzt Stimmen laut geworden, der liberale Ansatz des Argentiniers, mit seiner starken Betonung auf soziale Fragen und Migrationsthemen, sei eine Bedrohung für die Kirche. Auch gilt Franziskus in Sachen Homosexuelle als liberaler als seine Vorgänger, was vielen ein Dorn im Auge ist.

Ein Papst, der Verständnis für Homosexuelle aufbringt und Priester anweist, Abtreibung zu vergeben, könnte das Gefüge noch weiter ins Ungleichgewicht bringen, so die dpa-Analyse. Der Erzbischof von Chicago, Kardinal Blase Cupich, brachte demnach den Vorwurf auf, Vigano sei bei seinem Brandbrief von englischsprachigen Muttersprachlern geholfen worden. Damit habe er offenbar hochrangige, erzkonservative Kirchenfürsten aus den USA gemeint, denen Franziskus ein Dorn im Auge ist.

gril, religion.ORF.at/KAP/KNA/dpa

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